Kein leichter Zugang zu dem Maler aus Leipzig, der in Deutschland und USA seit den 1990ern zu den Topkünstlern zählt. "Neo Rauch: Die Wahnvorstellung des Schöpfergottes" zeigt das Brüsseler Bozar bis zum 19. Mai. Ein Bild aus dem Jahr 2011 heißt "Zähmung" und zeigt einen Astronauten, Industriearbeiter vor Kesseln, einen Mann in Kniebundhose, der eine Flagge verbrennt und eine Frau, die ein hybrides Tier, halb Pferd, halb Giraffe, streichelt. Das Bild empfängt den Besucher gleich am Anfang der Schau, die von dem amtierenden Direktor des Museums Kurhaus in Kleve, Harald Kunde, kuratiert worden ist.
Der Ostdeutsche Kunde, der von 2002 bis 2008 an der Spitze des Aachener Forum Ludwig stand, hier eine solide Basis für internationale Kooperationen legte und unvergessene Ausstellungen konzipierte, kennt den Künstler seit den Achtzigerjahren. Rauch hat ihm sogar das Bild "Die Kunde" gewidmet. Darauf steht er vor einem Sockel auf dem ein Art riesiges Ohr abgebildet ist. Datiert ist es auf das Jahr 1999.
In Belgien ist Neo Rauch eher weniger bekannt. Die rund 100 Werke umfassende Ausstellung ist denn auch die erste, die hierzulande dem 52-Jährigen gewidmet wird.
Der Bilderkosmos des Leipziger Malers hat sich in den vergangenen Jahren stark verdichtet. Er ist komplexer und verwirrender geworden. Während Rauch zu Beginn seines künstlerischen Schaffens stark grafische Kompositionen entwarf mit stilistischen Anleihen beim sozialistischen Realismus und bei Comics, konstruiert der Künstler seit 2000 ineinander verschachtelte Bilderwelten mit unzähligen Referenzen. Auf "Kalimuna" sind Menschen vor Ladengeschäften im Stil des 19. Jahrhunderts zu sehen. Es wird mit Salzkristallen und Munition gehandelt. Ein Mann hält einen Kampfhund mit einem Menschenkopf an der Leine. Das Bild stammt aus dem Jahr 2010.
Die Ausstellung beginnt mit den jüngsten Arbeiten und endet mit seinen bekannten Rundformaten "Plazenta" und "Lot", die nebeneinander selten zu sehen sind. Die Präsentation beginnt bei 2012 und endet im Jahr 1993 . Dass am Anfang das Ende kommt, hat räumliche Gründe. Die Wucht an Farben und Symbole gleich zu Beginn der Bozar-Schau überwältigt jedenfalls. Toller Auftakt...
dpa/rkr - Bild: Hannibal Hanschke (epa)