Das Oberleder aus Hirschfell und die Sohle aus Bärenleder - die Schuhe des Ötzi waren wohl durchdacht. Sie zeugen vom großem handwerklichen Geschick, mit dem vor rund 5300 Jahren Schuhwerk hergestellt wurde.
Reproduktionen der Schuhe des Mannes aus dem Eis sind ab Donnerstag bis zum 10. März 2013 in der Ausstellung "Schuhtick" im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu sehen. Die Schau schlägt einen Bogen durch Epochen und über die Kontinente, sie zeigt Geniales und Verrücktes vom Hightech-Sportschuh bis zum Designermodell von Lady Gaga.
Schuhe bedeuten mehr als lediglich Schuhwerk. Das wird in der Schau sehr deutlich. "Die Ausstellung lädt dazu ein, später zu Hause mit dem Kleiderschrank einen Dialog zu führen", sagt die Direktorin des Museums, Gabriele Uelsberg. Sie räumt ein, dass alle, die in den zurückliegenden Monaten mit der Ausstellung zu tun hatten, nun den Schuhtick haben. Das ist nachvollziehbar, denn immerhin sind gut 400 Ausstellungsstücke zusammengetragen worden.
Der Besucher erhält einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Schuhkultur, Schuhherstellung und -gestaltung. Entlang eines Zeitstrahls werden die sich wandelnden Trends quer durch die Jahrhunderte veranschaulicht. Da ist etwa der römische Soldatenschuh zu sehen. Der geschlossene Lederschuh war den Offizieren vorbehalten und mit bis zu 90 Eisennägeln versehen, die vor schneller Abnutzung der Sohle schützten. In einer anderen Vitrine stehen ein Kinderstiefel, wie er um 1920 bei den Inuit getragen wurde, und ein nordjapanischer Fellstiefel aus dem 19. Jahrhundert.
Das zweite Stockwerk gehört dem modernen Schuhdesign. Da stehen Klassiker von André Perugia, Salvatore Ferragamo, Dior, Charles Jourdan und Jan Jansen bis Vivienne Westwood im Scheinwerferlicht. Neben den Formen und Farben ist die Vielfalt des Materials faszinierend. Wo früher das Leder wichtigster Bestandteil war, greifen die Schuhdesigner heute zu allen erdenklichen Materialien. Ob Edelmetall, Fischhaut, Obst oder Plexiglas - es gibt fast nichts mehr, was nicht schon Eingang in die Kreationen gefunden hätte. Veranschaulicht wird das an Modellen, die Judy Garland oder Sophia Loren getragen haben.
Von Günter Wächter, dpa - Bild: Eric Anders, LVR-Museumsverbund