Vor 100 Jahren fand in Köln eine der wichtigsten Ausstellungen der jüngeren Kunstgeschichte statt.
Im Umkreis des Jubiläumsjahres finden deshalb im Rheinland in diesem Jahr mehrere Ausstellungen statt, die im Rückblick die Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Kulminationspunkt der Moderne zeigen.
Dies gilt insbesondere für die sog. "Rheinischen Expressionisten", die der Maler August Macke geprägt hat und zu denen auch der Eupener Maler Walter Ophey einen Beitrag lieferte.
Macke wurde nur 27 Jahre alt. Aber er hatte sich von vielen Reisen zu einem unverwechselbaren Werk anregen lassen. Eine eben eröffnete Ausstellung im Bonner August Macke-Haus führt auf die Spuren.
Vielleicht ahnte August Macke, dass er sich mit seinem Malerleben beeilen musste. Als er mit 27 Jahren im September 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel, hatte er schon viel von der Welt gesehen. Neugier auf andere Künstler, offene Augen für fremde Szenerien und eine unglaubliche Schaffensfülle prägten seine Welt. Vor allem in Paris, damals die künstlerische Metropole in Europa, und später in Tunesien - in der Kunstgeschichte als «Tunisreise» verewigt - saugte Macke vielfältige Eindrücke und Bilder auf, die sein unverwechselbares Werk beeinflussten.
Erstmals widmet sich das August Macke-Haus Bonn anlässlich des 125. Geburtstages des Künstlers (1887-1914) den vielen Reisen in einer eigenen Ausstellung. Auf drei Etagen in dem früheren Wohnhaus und Atelier des Künstlers führen rund 50 Skizzen und Zeichnungen, davon einige in Farbkreide, sowie Grußkarten und andere Dokumente auf die Fährte. Von der Eifel über die Niederlande, Belgien und die Schweiz, Italien und Paris nach Tunesien spannt sich der Bogen.
Aus Tunesien sind Skizzen zu Straßenszenen zu sehen, Türkische Cafés, eine «Araberin im Hauseingang» oder - leicht verrucht - «Rauchende Orientalinnen». Spektakuläre Gemälde und auch die bekannten farbintensiven Aquarelle aus Tunesien fehlen. Das hat seinen Grund: Denn gerade die farbempfindlichen Aquarelle werden kaum noch auf Reisen geschickt. So wird diese Macke-Schau zu einer ruhigen und intimen Begegnung mit dem Künstler - mit kleinformatigen, authentischen Spontanzeichnungen und Skizzen, die Macke direkt vor Ort fertigte.
Seit 1904 unternahm Macke fast jedes Jahr eine Reise - oder auch mehrere. Finanziell unterstützt wurde er von Freunden, der Familie und Mäzenen. Er besuchte zunächst London, zwei Mal Italien und gleich mehrmals Paris. Die französische Metropole faszinierte ihn über alles. Schon auf seiner ersten von vier Paris-Reisen (1907 bis 1912) findet Macke auf den Boulevards, in Cafés und Parks die Motive, die er in Skizzen festhält. Ihn packt das pulsierende Leben und das Künstlermilieu.
Ein später Höhepunkt wird die Tunesien-Reise, mit der sich der «Orientalismus»-Teil der Ausstellung beschäftigt. Wenige Monate vor seinem Kriegstod verließ Macke erstmals Europa und reiste mit den beiden befreundeten Schweizer Malern Paul Klee und Louis Moilliet nach Tunesien. Ein Foto zeigt ihn im April 1914 auf dem Doppelschraubendampfer «Carthage» während der Überfahrt von Marseille nach Tunis.
Viel Zeit blieb Macke auch nicht mehr. Nach seiner Rückkehr in die Heimat folgte noch ein kurzer Schaffensrausch. Mitten in seine Arbeit platzt der Beginn des Ersten Weltkriegs, der für ihn an der Westfront in der Champagne den Tod auf dem Schlachtfeld bringt.
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