Als besonders schmerzhaft wurde dabei stets der Verkauf einer Rokoko-Einrichtung mit Marmor-Kamin, Aufsatz, Türen und Wandvertäfelung an das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld empfunden. Das Städtische Museum am Niederrhein benötigt mehr Platz und hat Ende September die Rückkehr des sogenannten "Eupener Zimmers" an den Ort seiner Herkunft beschlossen.
In Krefeld hat die Auflösung des im ersten Obergeschoss des Museums am Karlsplatz fest eingebaute Rokoko-Einrichtung aus Eupen eine Diskussion über die Praxis von Schenkungen durch örtliche Kulturinstitute ausgelöst. Wie die Westdeutsche Zeitung Ende letzter Woche berichtete will die SPD das Vorhaben der Zimmer-Überlassung untersuchen lassen. Ende September hatte die Stadt beschlossen, die Einrichtung im Zuge der Sanierung des Museums dem Geschichts- und Museumsverein kostenlos als Dauerleihgabe zu überlassen. Dieser solle dann für den Wiedereinbau der denkmalwerten Einrichtung sorgen.
Das Museum war um die Jahrhundertwende als Kunstgewerbemuseum gegründet worden. Die Stadt war damit einem allgemeinen Trend gegen Ende des 19. Jahrhunderts gefolgt. Inzwischen sind die Kunstmuseen Krefeld hingegen international bekannt durch ihr engagiertes Eintreten für die zeitgenössische Kunst. Ihre drei Ausstellungshäuser, das Kaiser Wilhelm Museum sowie die Museen Haus Lange und Haus Esters, beides Häuser nach Entwürfen des Aacheners Mies Van der Rohe, bieten den Entwicklungen und Strömungen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ein facettenreiches Forum.
Eupen-Zimmer kommt nach 100 Jahren zurück
Nach dem Ende der umfangreichen Sanierung Ende 2013 ist für das Eupen-Zimmer jedenfalls kein Platz mehr, so dass die originale Zimmer-Einrichtung nach genau 100 Jahren wieder nach Eupen zurückkehren dürfte. Das Ensemble bestehend aus einem Marmorkamin, einer umlaufenden Wandvertäfelung und zwei Türen hatten die damalige Eigentümer des imposanten Hauses am Werthplatz, Mennicken, 1912 nach Krefeld verkauft. Das Haus selbst war 1741 in Besitz der Familie Grand Ry gelangt und 1786 an Johann Wilhelm Scheibler aus Monschau verkauft worden. Im 19. Jahrhundert wechselte es häufig den Besitzer und gelangte 1880 in den Besitz des aus Raeren gebürtigen vermögenden Kaufmanns Mennicken, der auch im politischen und kulturellen Leben der damaligen Zeit in Eupen eine wichtige Rolle spielte.
Die Ausstattung eines weiteren Saales hatte die Familie Mennicken zunächst nach Köln verkauft. Von dort wurde sie 1947 für das Aachener Couven-Museum erworben. So sind die wertvollen Wandvertäfelungen des Hauses Mennicken am Werthplatz heute im Großen Saal des Couven-Museums eingefügt. Auch ein Kamin vom Werthplatz ist dort in die Präsentation eingebunden.
Dass demnächst ein wichtiges Stück des Kulturerbes der Stadt heimkehren dürfte ist so gut wie sicher. Wenngleich es hinsichtlich der genauen Umstände, des Leihnehmers der Dauerleihgabe und der anfallenden Kosten noch Klärungsbedarf zu geben scheint. Dem neuen Eupener Museum dürfte das "Eupen-Zimmer" aus Krefeld nach seiner Fertigstellung auch ein Platzproblem bescheren zumal das Haus in der Gospertstraße mit einem neuen didaktischen Konzept an den Start gehen will. Als Empfänger der Dauerleihgabe kommt nach Expertenansicht am ehesten die Deutschsprachige Gemeinschaft in Betracht. Ein Einbau des "Eupen-Zimmers" in das Regierungsgebäude an der Klötzerbahn oder in den Amtsssitz des Ministerpräsidenten in der Gospertstraße gilt demnach als praktikabelste, juristisch problemloseste und denkmalpflegerisch sinnvollste Lösung im Sinne der Öffentlichkeit.
Archivbild: Ministerium der DG