Neben dem herausragenden Konvolut von Werken der Russischen Avantgarde hatte Irene Ludwig verfügt, auch neun Werke aus ihrem privaten Haus in der Eupener Straße in Aachen als Dauerleihgabe an das Museum Ludwig zu geben.
Darunter befindet sich der erste Ankauf des Ehepaars Ludwig im Bereich der Klassischen Moderne: ein Frühwerk von Karl Hofer, "Nach dem Bade", aus dem Jahr 1912. Außerdem Werke von August Macke, Fernand Léger, Henri Matisse, Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky und natürlich einige Pop-Artisten: Roy Lichtenstein, Jasper Johns und Jackson Pollock.
Anlässlich ihres ersten Todestages am 28. November hat das Museum Ludwig einen Raum mit jenen Werken eingerichtet, die aus dem Privathaus stammen und nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ergänzt wird diese Präsentation durch drei Werke von Candida Höfer, die die privaten Räume des Sammler-Ehepaars Peter und Irene Ludwig in Aachen dokumentieren.
Dass die Sammelleidenschaft auch ihr direktes privates Umfeld prägte, wird erstmals in der Gedächtnisschau dokumentiert. In dem 1953 gebauten Wohnhaus in der Eupener Straße waren die sich heute im Museum Ludwig befindlichen Kunstwerke Teil eines beeindruckenden Gesamtensembles von Kunstschätzen aus allen Kontinenten und aus den unterschiedlichsten Zeiten. So ließen Peter und Irene Ludwig beim Bau alte Türen des Lüttich-Aachener Rokoko, Glasscheiben, Gitter und Delfter Kacheln als Spolien in die Architektur ihres großbürgerlichen Anwesens einsetzen.
Bevor die Kunstwerke in ihren neuen Aufenthaltsort im Museum Ludwig gebracht wurden, beauftragte die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die das Wohnhaus geerbt hat, die bekannte Kölner Künstlerin und Fotografin Candida Höfer, die Innenräume des Hauses in ihrem Originalzustand zu dokumentieren. Seit den frühen 1980er Jahren fotografiert Candida Höfer öffentliche Räume wie Museen, Bibliotheken, Wartesäle, Zoos und Kurhäuser.
Die Aufgabe solcher Räume ist es normalerweise, mit ihrer Einrichtung, Architektur und Beleuchtung zu repräsentieren. In ihrer Reihe "Sammlerräume im Rheinland", die sie seit mehr als zehn Jahren verfolgt, zeigt Höfer, wie Privatleute mit ihren Kunstwerken leben.
Eupener Straße
Der unverwechselbare Stil von Candida Höfer macht auch den besonderen und außergewöhnlichen Umgang der Eheleute Peter und Irene Ludwig mit ihrer Kunst sichtbar, wählten sie doch immer bewusst Konstellationen, in denen die Werke in den Dialog mit anderen Kunstobjekten geraten: So korrespondiert die kristalline Struktur eines Feininger-Gemäldes mit perspektivischen Konstruktionen auf Delfter Kacheln des 17. Jahrhunderts, oder Mackes "Elisabeth und Walterchen mit Wolf" hängt in unmittelbarer Nähe einer Madonna mit Kind aus dem 12. Jahrhundert.
Drei dieser Aufnahmen - sie tragen den Titel "Eupener Straße" hat Candida Höfer in einem repräsentativen Format vergrößert. Sie wurden von Stiftung für das Museum Ludwig erworben und sind jetzt erstmals in der Ausstellung "Im Gedenken an Irene Ludwig" bis zum 24. Juni in Köln zu sehen.
Bilder: © Candida Höfer, VG Bild-Kunst, Bonn 2011