In dem Londoner Museum könnte man locker ein halbes Leben verbringen und gerne noch ein paar Tage dranhängen. Die Bundeskunsthalle in Bonn hat das jetzt mal auf den Punkt gebracht: "Art and Design for All" heißt die Schau, die bis zum 15. April über das weltweit führende Museums für Kunst und Design, informiert.
Kaum ein treffenderer Ort als Bonn hätte für diese Ausstellung gewählt werden können: Denn Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg studierte zwei Jahre lang Staatswissenschaften in der Stadt am Rhein. Zuvor hatte sein Onkel, Belgiens König Leopold, Albert nach Brüssel geholt, wo er für seinen Neffen eine Reihe vorzüglicher Lehrer engagiert hatte.
Die Erfahrungen in Belgien, das ähnlich wie in Großbritannien eine konstitutionelle Monarchie hatte, waren für Prinz Albert prägend. Unter dem Einfluss seines welterfahrenen Onkels scheint Prinz Albert erstmals erfasst zu haben, dass sich Mitteleuropa in einem Prozess wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs befand.
Ausgangspunkt für das Museum war die Londoner Weltausstellung von 1851. Diese erste Weltausstellung ging auf die Initiative von Prinz Albert zurück. Für diese Expo wurde innerhalb weniger Monate der Crystal Palace entworfen und gebaut. Die fast 600 Meter lange Halle aus Glas und Eisen im Hyde Park bot Platz für 100.000 Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt. Zahlreiche Gemälde in der Bonner Ausstellung geben die Stimmung dieser damals sensationellen Ausstellung wieder, die in sechs Monaten sechs Millionen Besucher anzog.
Mit dem Erlös der Weltausstellung von 186.000 Pfund erwarb Prinz Albert ein 35 Hektar großes Grundstück in der damals ländlichen Vorstadt South Kensington. Er beauftragte drei Architekten, darunter auch den Deutschen Gottfried Semper, mit dem Entwurf eines Generalplans für Museumsbauten und Universitätsinstitute. 1857 eröffnet das South Kensington Museum als Vorläufer des V&A.
Es war eine neue Ausstellungswelt. Dort wurden patentierte Erfindungen, Muster für Bauwesen, tierische Produkte, Rohstoffe für Lebensmittel und Lehrmaterialien, aber auch bedeutende Werke der französischen und italienischen Kunst des Mittelalters und der Renaissance gezeigt. Es ging darum, Inspirationen zu schaffen und Vorbilder zu liefern, was bis heute funktioniert.
Die britische Königin Victoria und ihr deutscher Gemahl Albert gelten als eines der großen Liebespaare der Geschichte. Als der "perfekte Albert" 1861 mit nur 42 Jahren an Typhus starb, war sie so untröstlich, dass sie sich bis zu ihrem Tod in Schwarz kleidete. Und vor der nach ihm benannten Royal Albert Hall setzte sie ihm in Kensington Gardens ein unvergleichliches Denkmal: Überlebensgroß und ganz mit Gold überzogen erhebt sich der Göttergatte dort unter einem 60 Meter hohen Baldachin.
30 Jahre nach dem Tod ihres geliebten Mannes legte Queen Victoria den Grundstein für ein neues Haus, das Victoria and Albert Museum heißen sollte. Erstmalig in seiner Geschichte hat das V&A über 400 Objekte - Möbel, Keramik, Porzellan, Textilien, Skulpturen und Schmuck des 19. Jahrhunderts - ausgeliehen. Bei einem Fundus von mehr als zweieinhalb Millionen Objekten konnte für Bonn aus dem Vollen geschöpft werden. Der Erfolg des Museums hält bis heute an. "Let art and design change your life" - Lassen Sie Kunst und Design Ihr Leben verändern.
dpa/rkr