Als jüngster Sohn eines der einflussreichsten und vermögendsten Bayrischen Adelsgeschlechter wird Ernst von Bayern mit nur 27 Jahren Fürstbischof von Lüttich, später auch von Münster, Köln und weiteren Bistümern.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation avancierte er zu den wichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Nicht nur in der Kirche, auch in der Wissenschaft. Er forschte in Medizin, Chemie, entwickelte Maschinen und Arbeitsprozesse. Kein Widerspruch, wurde er doch bei Jesuiten in Deutschland und Italien ausgebildet.
Ernst von Bayern begründete die Lütticher Metallbranche, er ließ Maschinen bauen, die Eisen zu Waffen verarbeiteten - damals ein Exportschlager aus Lüttich.
Im Bistum selbst verteidigte Ernst von Bayern den Katholizismus gegen die Kräfte der lutherschen Reformation. Doch er hatte auch Sinn für das Schöne wie Musik und Gastronomie. Aus seinem Erbe stammt eines der ersten modernen Kochbücher überhaupt. Ebenso widersprüchlich scheint Ernst von Bayerns Nähe zu Galilei und Kepler. Dass die Erde nicht Mittelpunkt des Universums sein kann, war für die Kirche unerträglich. Trotzdem unterstützte er Kepler bei dessen Forschung.
Obwohl Ernst von Bayern das moderne Lüttich begründete, ist er doch fast unbekannt. Es gibt jedenfalls kaum Anhaltspunkte in der Stadt. Abgesehen von einigen Ausnahmen: zum Beispiel das Krankenhaus Citadelle. Die älteren Lütticher nennen es immer noch Hopital de Bavière - bayrisches Krankenhaus - als Erinnerung an Ernst von Bayern. Ernst von Bayern hatte sein Landhaus in Outre Meuse zur Verfügung gestellt, damit ärmere Bürger medizinische Hilfe erhalten konnten. Dieses Krankhaus hat bis ins 19. Jahrhundert existiert. Selbst die ersten Medizinvorlesungen der Uni Lüttich haben in Ernst von Bayerns Krankenhaus stattgefunden.
Eine Erinnerung, die in der jüngeren Generation verblasst. Höchste Zeit, sie mit der Ausstellung aufzufrischen. Zu sehen ab dem 18. November in Museum Grand Curtius in Lüttich.
Bild: © Schlösser Augustusburg und Falkenlust Brühl, Unesco-Weltkulturerbe