erstmals in einer großen Ausstellung in Deutschland gezeigt.
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert bis zum 19. Juni einen Überblick über die großformatigen Museums-, Familien-,
Dschungel- und Industriebilder des 1954 am Niederrhein geborenen Künstlers.
Nach einer ersten Station in Zürich wurde die Schau mit Fotografien von 1978 bis 2010 für Düsseldorf auf fast 110 Motive erweitert. Mit seinem vielfältigen Werk zählt der in Düsseldorf und Berlin lebende Struth neben Andreas Gursky und Thomas Ruff heute zu den bedeutendsten deutschen Foto-Künstlern der «Düsseldorfer Schule».
Die Fotografien von Thomas Struth sind weltweit bekannt, seine Kunstwerke werden auf Auktionen zu Spitzenpreisen verkauft. Kaum zu glauben, dass er als einer der bekanntesten Foto-Künstler Deutschlands erst jetzt seine erste große Ausstellung in der Heimat hat.
Struths Künstler-Biographie fußt in Malerei und Fotografie gleichermaßen. Er studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Malerei bei Gerhard Richter und Fotografie bei Bernd Becher. Zwar betont Struth: "Fotografie ist Fotografie, und Malerei ist Malerei. Beide konkurrieren miteinander." Doch habe er durch seine Ausbildung als Maler ein starkes "Bewusstsein" für Bildkonstruktionen.
Bei Gemälden habe der Maler die genaue Kontrolle über das Bild, bei Fotografien sei das anders, sagt Struth. So wartete er in der Kirche San Zaccaria in Venedig eine Woche lang, bis die von ihm gewollte Konstellation von Besuchern endlich auf den Kirchenbänken saß. Manchmal allerdings hilft der Künstler beim Motiv auch etwas nach. So engagierte Struth für seine Aufnahmen im Pergamon-Museum in Berlin 135 Statisten von der Mutter mit Kinderwagen bis zu Asiaten.
Für eine halbe Million Euro wurde kürzlich in London sein Selbstbildnis vor dem Selbstporträt von Albrecht Dürer versteigert. Dürer schaut unbewegt «in die Kamera» - es kommt zu einem Dialog. Das ist bei der Fotografie des Revolutionsgemäldes des Franzosen Eugène Delacroix im Nationalmuseum in Tokio anders. Die Besucher sitzen im Dunkeln vor dem entfernten Bild - die westeuropäische Kultur wirkt fremd.
Kaum zu erkennen sind die Menschen auf Balkonen der Hochhäuser in Südkorea. Der Mensch verschwindet bei Struth hinter dem gigantischen Werk, das er selbst geschaffen hat. Die jüngste Werkgruppe umfasst die "Maschinenräume der Moderne". Mit seiner Technik aus dem 19. Jahrhundert fotografierte Struth das Gewirr der Apparaturen bei der Nasa in Cape Canaveral, im Max-Planck-Institut oder beim Gentest-Hersteller Qiagen. "Die politische Botschaft gibt's gratis", sagt Thomas Struth.
Bild: Mondelo (epa)