In Berlott in Raeren hat der Künstler Marcel Schoenen mit seiner Frau Britta ein Atelier sowie eine Galerie. Der Vorgarten ist gespickt mit bunten Skulpturen. Im umfunktionierten Bauernhaus geht es farbenfroh weiter. Im ersten Stock befindet sich der Ausstellungsraum des Künstlerpaares.
"Bis jetzt waren 45 Leute da, an so einem Tag wie heute. Das ist klasse. Und die waren von jung bis alt." Marcel Schoenen nimmt sich Zeit, antwortet auf die Fragen der Besucher. Das alles in einer lockeren Atmosphäre, es braucht keine Berührungsängste der Kunst gegenüber. Er erklärt seine Kunst und wie er arbeitet. "Wenn Sie schon unten waren, da ist der Arbeitsraum. Der heilige Raum wo alles entsteht. Das ist schon etwas besonders, wenn man den öffnet."
Gleichzeitig gibt Marcel Schoenen damit auch einen sehr privaten Bereich preis. Die Besucher sind oft begeistert, einen solchen Arbeitsraum zu sehen. Viele würden immer denken, ein Atelier müsste unordentlich sein, berichtet Marcel Schoenen. Doch hier sieht das ganz anders aus. Die Farben stehen aufgereiht auf dem Tisch, die Pinsel liegen nach Größe sortiert nebeneinander - ein Einblick, den man so nicht jeden Tag bekommt.
Eupen weitere Station
"Ich selber mit meiner Galerie vorn und oben in Nispert bin ja nun fernab von jeder Laufkundschaft. Ich habe deswegen keine wirklichen Öffnungszeiten. Der erste Sonntag im Monat ist dann für all jene, die einfach mal gucken kommen möchten", erklärt Benjamin Fleig, der in Eupen die Galerie vorn und oben betreibt. Aktuell beheimatet sie zwei Ausstellungen - eine von Esther Margraff, die andere von Michael Hoymann. Beide Reihen präsentieren dem Besucher digitale Fotomontagen - und das in einem Raum, der die Aufmerksamkeit ganz auf die Werke lenkt.
Auch hier trudeln immer wieder Besucher im Rahmen der "Open Art Sunday" ein. Für Benjamin Fleig, der sonst nur auf Vereinbarung öffnet, ist das "Open-Art-Sunday"-Publikum ein besonders. "Das sind immer die dankbarsten Leute, die ohne Erwartungen kommen, weil sie nicht enttäuscht werden können. Wenn du natürlich erwartungsfrei irgendwo bist, dann bist du natürlich offen und in dem Moment sensibel dafür, dich von den Kunstwerken anfassen zu lassen."
Auf dem Eupener Rathausplatz befinden sich die Ausstellungsräume von Jana Rusch. Sie hat inzwischen die Leitung der Kunstroute übernommen. "Die Kunstroute wurde 2012 gegründet von Karl-Heinz Oedekoven in Stolberg. Damals hieß sie Kunstroute Weser-Göhl. Damals wie heute war die Idee, gemeinsam unterschiedliche Kunstrouten aufzumachen und dem Publikum ein ordentliches Programm zu präsentieren." Das besteht aus einer Mischung aus Galerien, Ateliers und Museen - alle miteinander vernetzt und doch eigenständig - nicht nur im Arbeiten und Präsentieren, sondern auch im Feiern. "Es ist jeder Station selbst überlassen, wie sehr sie jetzt dieses zehnjährige Jubiläum feiert, aber wir freuen uns jetzt, dieses Datum erreicht zu haben."
Jana Rusch selbst stellt ihre Werke aktuell in einem virtuellen Raum aus. Anhand einer 3D-Brille kann man sprichwörtlich in die Werke eintauchen - sodass sich das Verhältnis zwischen Beobachter und Objekt ganz neu darstellt. Ein Kontrast im Vergleich zum Atelier von Marcel Schoenen oder zur Galerie von Benjamin Fleig. So zeigt sich: Kunst kann viele Räume haben. Umso spannender, dass die Kunstroute "Open Art Sunday" eben diese Räume seit zehn Jahren miteinander verbindet.
Andreas Lejeune