Riesige Steinquader liegen am Ufer der Our, Frauen und Männer arbeiten daran mit schwerem Gerät. Es sieht eher nach einer Baustelle aus als nach einem Freiluftatelier von Künstlern. "Wenn man eine Skulptur realisieren will - in Stahl oder Stein - ist das ziemlich harte Arbeit", erklärt Christian Mancke, künstlerischer Leiter und selbst Teilnehmer des Bildhauersymposiums in Welchenhausen.
"Man braucht Gehörschutz und Staubschutz für die Lunge, weil das ein gefährlicher Stein ist: Durch den Siliziumgehalt im Sandstein kann man Silikose kriegen. Man muss also schon aufpassen beim Arbeiten und muss diese Schwere der Arbeit in Kauf nehmen für das Ergebnis, das man dann gerne hätte." Das Endergebnis steht schon im Kleinformat vor ihnen. Die Künstler haben ein Modell ihrer Skulptur erstellt, an dem sie sich orientieren können.
Sandrine Brasseur kommt aus Lüttich und ist zum ersten Mal in der Eifel. Die Natur inspiriert sie. "Ich würde gerne eine negative Form aus einem Baum machen. Ich finde, dass Steine immer interessanter sind, wenn sie mit einem anderen Material korrespondieren. Hier ist Vegetation, und ich würde gerne das Material in der Natur lassen."
Das Material ist für sie neu. Sandrine Brasseur hat bislang vor allem mit Kalkstein gearbeitet. Hier ist es roter Sandstein. Er wurde als Rohling vorgegeben und stammt aus der Region. "Das ist ein Material mit großer Tradition in der Eifel: roter Sandstein aus dem Kylltal", erklärt Mancke. "Wir sind froh, dass wir überhaupt einen Steinbruch in der Nähe hatten, der Blöcke von dieser Größe liefern kann. Es ist der letzte hier in der Gegend. Der schwerste Stein ist 15,5 Tonnen. Dass man den als Monolith, als ein Stück rauskriegt, das ist schon toll."
Auch für Alison Darby ist diese Arbeit mit rotem Sandstein neu. Es ist ihr erstes Bildhauer-Symposium. "Es ist eine super Erfahrung. Ich wohne in der Großstadt, immer in kleinen Räumen, ein bisschen draußen, aber immer umgeben von Gebäuden. Es ist sehr interessant. Ich lerne viel von den Kollegen und auch von Leuten, die hier wohnen. Das ist für mich eine ganz neue Umgebung."
Die junge Künstlerin ist in Belgien aufgewachsen, lebt zur Zeit in Berlin und hat gerade die luxemburgische Staatsangehörigkeit beantragt - sie vereint gewissermaßen alle drei Nationen, die bei dem Bildhauer-Symposium vertreten sind.
In einem zweistufigen Wettbewerb wurden die Künstler aus Belgien, Deutschland und Luxemburg ausgewählt, die jetzt jeden Tag gemeinsam an der Our arbeiten. "Wir sind ja als Bildhauer-Einzelkämpfer zu Hause im Atelier. Das ist schön, dass man mal rauskommt, zusammen diskutiert, arbeitet und auch die Bevölkerung teilnehmen lässt an der Entstehung von Skulpturen", sagt Mancke. "Deswegen haben wir hier in dem kleinen Museum Wartehalle eine Ausstellung mit Skulpturen, Biographien und Skizzen. Deswegen können Besucher sich die Ausstellung angucken und sind dann herzlich eingeladen, uns zu besuchen und kennenzulernen, sich Steine anzugucken und mit uns zu diskutieren, wie es weitergeht mit der Arbeit."
Noch sind die Künstler in der Anfangsphase. Wenn die riesigen Steinblöcke von ein paar Tonnen Material befreit sind, geht es an die Feinarbeiten. In vier Wochen sollen die Kunstwerke fertiggestellt sein. Am 10. August um 11 Uhr ist Finnissage an der Grenzbrücke in Welchenhausen. Dann können die Skulpturen am Entstehungsort bewundert werden, bevor sie am neuen Skulpturenweg im Ourtal aufgestellt werden.
Michaela Brück