"Wir stehen hier am Anfang des ersten Ausstellungsbereichs, den wir "Geschichten" genannt haben. Explizit nicht Geschichte, da es uns wichtig ist, nicht nur die Geschichte des Papiers zu erzählen, sondern Geschichten, die unterschiedlichste Menschen und Protagonisten mit dem Papier verbinden. Und so kann jeder Besucher sich auch selber hinterfragen, welchen Bezug er zum Papier hat“, erklärt Kuratorin Caroline Kaiser.
Düren entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Papiermetropolen Europas. Schon damals wurde dort in 17 Fabriken Papier in großen Massen hergestellt. Heute sind es über einhundert Betriebe und rund 10.000 Beschäftigte, die in Düren mit der Fertigung, Veredlung oder Verarbeitung von Papier beschäftigt sind.
Mit der Kunsthistorikerin Caroline Kaiser, die mit ihrem Team die Ausstellungskonzeption für das komplett neugestaltete Papiermuseum entwickelt hat, geht es zu einem weiteren Highlight, dem Themenbereich "Wertschöpfung". Hier steht die Herstellung und Weiterverarbeitung von Papier im Vordergrund: "Hier geht es darum, dass die Besucher selber Papier schöpfen können. Sie sehen schon den Überwurf-Holländer in dem der Faserbrei aufbereitet wird. Oder die große Presse mit der das Restwasser aus den geschöpften Papierbögen ausgepresst wird. Um diese Werkstatt herum wird es eine Vermittlung geben, wie Papier heute im industriellen Kontext gefertigt wird. Tatsache ist, dass der Prozess unverändert ist. Dass man Fasern braucht und Wasser. Aber trotzdem liegen Welten dazwischen. Moderne Papiermaschinen sind bis zu 120 Meter lang und so hoch wie dreistöckige Gebäude und können unglaubliche Mengen in kürzester Zeit produzieren. Davon möchten wir einen Eindruck vermitteln."
Neben den Bereichen "Geschichten" und "Wertschöpfung" gibt es noch drei weitere Themen-Schwerpunkte. In der Abteilung "Ordnung" geht es um die Bedeutung von Papier für die Entwicklung der Kommunikationsgesellschaft. Im Bereich "Künste" wird der künstlerische Umgang mit Papier anhand von historischen, aber auch zeitgenössischen Exponaten präsentiert. Außerdem steht eine Fläche für wechselnde Sonderausstellungen bereit. Dort werden zunächst Kunstwerke des deutschen Objektkünstlers Günther Uecker gezeigt. Und beim Themenschwerpunkt "Visionen" geht es um die Verwendung von Papier in Gegenwart und Zukunft. Hier werden neue Wege vorgestellt, wie das Material Papier verwendet wird oder verwendet werden kann.
"Da gibt es dann Papier, das aus Gras gemacht wird. Mit der Idee, dass man in dem Moment, in dem man Gras verwenden kann, nicht so viel Holz verwenden muss für die Herstellung von Zellulose. Es gibt viele Möglichkeiten, Papier als Baumaterial zu nutzen. Besonders interessant finde ich eigentlich, dass in der Elbphilharmonie die Wände aus Papier hergestellt wurden, weil das eine besonders gute Akustik herstellt. Es gibt viele Zukunftsmöglichkeiten, dieses Material einzusetzen - aufgrund seiner Materialeigenschaften. Das ist das, was mir an dem Museum besonders gut gefällt. Dass es diese technologische Ausrichtung hat und dass es durchaus auch wie eine Inspirationsquelle sein kann. Wir sind eine Region, die sich im Strukturwandel befindet und da geht es jetzt nicht nur darum, die eigene Tradition zu reflektieren und sich darauf zurückzuberufen, sondern auch Möglichkeiten aufzumachen“, erklärt die Museumsleiterin, die Kunsthistorikerin Anja Dorn.
Alfried Schmitz