Kess und frech lacht sie dem Betrachter auf der Ausstellungswerbung entgegen. Die Schauspielerin Romy Schneider in Berlin. 1976 von Robert Lebeck porträtiert. Und dann noch einmal fünf Jahre später: jetzt ein sehr verhaltenes und trauriges Bild. Man sieht, wie ihr das Leben mitgespielt hat.
Bilder, die vielfach in großen Magazinen publiziert wurden und im kollektiven Bildgedächtnis vieler Menschen verankert sind. "Das andere ist von Lotte Jacobi: Albert Einstein in der Lederjacke. Das Foto wurde 1938 gemacht und das Magazin LIFE, das eigentlich bekannt war für avantgardistische Fotografie, hat es abgelehnt, weil es ihnen zu unkonventionell war, den berühmten Physiker und Nobelpreisträger derart leger zu sehen", erklärt Sylvia Boehmer.
Sylvia Boehmer vom Suermondt-Ludwig-Museum hat die Fotos für die Ausstellung ausgewählt - zusammen mit den Besitzern, dem Ehepaar Fricke. Insgesamt 100 Porträts aus einer Sammlung von mehr als 1.000. "Wir haben versucht, eine Auswahl zu treffen, die mal den direkten Blick darstellt, mal das Porträt auf der Straße und mal das sehr avantgardistisches Porträt der 20er und 30er Jahre mit neuer Bildregie", erklärt Boehmer. "Vor allem, um es spannend zu machen, denn alle diese Formate gibt es auch in der Porträtfotografie. Das sind sehr unterschiedliche Herangehensweisen."
Karsten Fricke hat Anfang der 70erJahre begonnen, Porträtfotografien zu sammeln. Eine Leidenschaft, die bis heute anhält. Nicht nur die Bilder selbst faszinieren ihn, auch die Geschichten dahinter. Zu vielen Fotografen der ausgestellten Werke hat das Ehepaar Fricke auch eine persönliche Beziehung. Keines der Porträts möchte Christiane Fricke besonders herausstellen. "In dem Moment, in dem man sich entschließt, ein neues Bild zu erwerben, ist das für den Moment das wichtigste. Aber es gibt natürlich schon auch Konvolute, an denen das Herz sehr stark hängt, weil sie auch so schwierig zu bekommen waren, z.B. die Serie von Lotte Jacobi."
Es sind aber nicht nur große Namen, deren Werke in der Ausstellung zu sehen sind. Und auch die Porträtierten sind nicht nur prominente Persönlichkeiten. So hängt zum Beispiel zwischen Porträts von Konrad Adenauer und dem Dalai Lama das Bild einer portugiesischen Fischersfrau - eine Fotografie des Sammlers Karsten Fricke selbst. Eine bewusste Entscheidung der Kuratorin Syliva Böhmer. Ihr geht es in erster Linie um das gute Bild und nicht um den bekannten Namen.
In der Ausstellung lässt sich die Entwicklung der Porträtfotografie von den 20er Jahren bis heute verfolgen und feststellen, wie sich ihr Stellenwert verändert hat. "Heute im Zeitalter der unendlich vielen Selfies und massenhaft produzierten Porträts, die Tag für Tag um die Welt laufen, hat sich der Begriff leicht verwässert. Wir merken aber, dass die Besucher bei den klassischen Porträts in all ihren verschiedenen Ausformungen wieder einen wieder großen Anreiz sehen", sagt Boemer.
Blicke, die bleiben - zeigt das Suermondt-Ludwig-Museum noch bis Mitte Januar. Begleitet wird die Ausstellung von Führungen, Gesprächen, Vorträgen und einem Schulprogramm.
mb/mg - Fotos: Robert Lebeck, Lotte Jacobi, Wilhelm Schürmann, Engelbert Reineke