"Le surrealisme, c’est moi", wird der überhaupt nicht bescheidene spanische Ausnahmekünstler gerne zitiert. Und genau die selbe Anmaßung könnte man auch hinter der Fassade des ehemaligen Möbelhauses Messerich bei St. Vith vermuten. Kunst-Palast heißt das Gebäude nun und soll eine in Europa einzigartige Dalí-Ausstellung beherbergen.
Wieso denn ausgerechnet in St. Vith wurde Projektkoordinator Hans-Josef Rogge immer wieder gefragt. "Da habe ich gesagt: 'In the middle of nowhere, but we are the middle' - ganz einfach. Wenn ich um St. Vith einen Zirkelschlag mit 180 Kilometern mache, dann habe ich Antwerpen, Brüssel, Luxemburg sowieso, Saarbrücken, Köln, Düsseldorf oder Koblenz mit drin. Das sind über 13 Millionen Menschen - und dann sollen wir hier nicht die Mitte sein an der Autobahn?"
Potential ist da, über 600 Grafiken, vor allem aus dem frühen Werk von Salvador Dalí, kann man in St. Vith bestaunen. Die Ausstellungsstücke stammen vom Eifeler Landarzt und Kunstsammler Heinz Ess. "Wir hatten seit 1965, 1966 ein Ferienhaus in Spanien. Portlligat, wo Dalí lebte und wohnte, war nur ein Katzensprung weit weg. Ich lernte dann über Freunde und Familie John Peter Moore kennen, der erste Privatsekretär von Dali. Das hat mich dann immer weiter gepackt. Ich habe mit ganz wenigen Blättern angefangen, zu sammeln, und als Arzt habe ich auch eine Kleinigkeit verdient - zumindest so viel, um sich hier und da mal Grafiken von Dalí leisten zu können."
Mittlerweile besitzt Ess über 1.900 Dalí-Grafiken, und hat zu jedem einzelnen Bild die passende Geschichte. Als echter Dalí-Kenner will Ess in seiner Ausstellung nicht auf Show-Effekte, wie beispielsweise bei der Dalí-Ausstellung in Lüttich, setzen. Die Inhalte sollen im Vordergrund stehen, der Besucher einen möglichst genauen Eindruck von der exzentrischen Persönlichkeit Dalís und seinen Motiven bekommen. "Dalís Grafik ist wie eine Tür, die weit geöffnet ist in seine Seele und sein tiefstes Inneres. Warum? Ein Künstler malt ein Ölbild über Monate, manchmal drei, vier, fünf oder sieben Monate. Das ist bei der Grafik nicht möglich. Die Grafiken müssen perfekt und zügig auf's Blatt gebracht werden, ohne dass man lange nachdenkt. Und wenn ich etwas auf ein Blatt bringen, ohne lange nachzudenken, dann kommt das sehr direkt aus meinem Unterbewusstsein", so Ess.
Eines der zentralen Themen der Ausstellung ist dabei das Kindheitstrauma Dalís, den seine Eltern für eine Wiedergeburt seines verstorbenen Bruders hielten. "Dali litt unter der Präsenz seines angeblich in ihm weiterlebenden Bruders. Er konnte nie zu seiner Persönlichkeit finden, weil er nie wusste, wen die Mutter da eigentlich küsst. Küsst die Mutter mich oder meinen verstorbenen Bruder? Das ist ein furchtbares Gefühl für ein Kind, das aufwächst, und im Erwachsenenalter ließ ihn das auch nicht los", erklärt Ess.
Fazit: Wer über den etwas angestaubten Möbelhaus-Charme hinwegsehen kann, wird in der Dalí-Ausstellung in St. Vith eine echte, kleine Kunstsensation entdecken. Die Begeisterung der Projektmacher ist ehrlich ansteckend, deshalb sollten Besucher die Ausstellung bestenfalls im Rahmen einer Führung besuchen. Der Appetit für die skurrile und grenzenlos unkonventionelle Welt des spanischen Meisters kommt dann ganz von allein.
Die Dalí-Ausstellung in St. Vith ist ab Samstag öffentlich zugänglich. Der reguläre Eintritt kostet 13 Euro. Es gibt Ermäßigungen für Kinder, Menschen mit einer Behinderung und Studenten.
ake/mg - Bilder: Anne Kelleter/BRF
gibt es hierzu genauere Angaben ? Adresse dieses Möbelhauses, Dauer der Ausstellung, Öffnungszeiten, wann finden dann die Führungen statt, von denen die Rede ist. etc
Hallo Frau van Straelen!
Die Internetseite mit allen Informationen und Kontaktangaben lautet: dali-world.com.