Der intime Rahmen in dem Monschauer Haus scheint Lola Garrido wie gemacht für ihre Ausstellung. Sie, die in den großen Museen der Welt ausgestellt hat, ist begeistert von dem kleinen Kunst- und Kulturzentrum und der Eifeler Gastfreundschaft. "Ich fühle mich hier sehr wohl. Mir gefällt dieser kleine Ort. Hier kann man sich die Geschichte der Fotografie in einem einfachen Rahmen anschauen. Es ist wie mein eigenes Haus. Ich mag solche intimen Orte."
94 Originaldrucke hat Lola Garrido mitgebracht - eine kleine Auswahl aus ihrer Sammlung, die über 800 Bilder berühmter Fotografen enthält. Große Namen sind darunter wie Alexander Rodschenko, Irving Penn, Henri Cartier-Bresson oder Dorothea Lange. Deren Studien der bitteren Armut im Amerika der 30er Jahre gehören zu den am meisten ausgestellten Fotografien der Welt.
Ein Stilleben von 1934, das lediglich die Beine einer mittellosen Frau zeigt, deren Strümpfe von Laufmaschen durchzogen sind, hat die Sammlerin Lola Garrido besonders berührt. "Dieses Foto bewegt mich am meisten. Es ist eine Frau, die nichts hat, vielleicht nicht einmal was zum Essen, aber sie trägt geflickte Strümpfe, die für ihre Würde und Weiblichkeit stehen."
Modefotografie und Frauenblicke
Im Kontrast dazu stehen Bilder aus der Modewelt. Werke von Meistern wie Cecil Beaton, Horst P. Horst und George Hoyningen-Huene gehören dazu. Es ist aber nicht der Luxus, der Lola Garrido an der Modefotografie interessiert. "Ich glaube, die Mode erklärt sehr gut, was gerade in der Welt passiert. Wenn es in der Wirtschaft aufwärts geht, schminken sich die Frauen stärker die Lippen, die Röcke sind kürzer - die Mode kreiert Bilder von der Welt. Der Luxus interessiert mich nicht. Mode geht darüber hinaus. Sie ist ein künstlerisches Konzept einer Zeit."
Zusammen mit der Modefotografie bilden die Frauenblicke einen zentralen Teil der Ausstellung im Monschauer KuK. Zum Beispiel ein Bild von Inge Morath. Sie hat Marilyn Monroe 1961 bei Dreharbeiten zu "The Misfits" fotografiert - ganz untypisch unglamourös.
Zu den Vorläufern der Avantgarde zählt der Fotografie-Meister Edward Steichen. Lola Garrido zeigt einige Frühwerke des Luxemburgers, dessen Opus "Family of Man" ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Berühmt auch Robert Capas Tod eines Republikanischen Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg von 1937. Mit acht Fotografien ist der russische Fotograf Alexander Rodchenko vertreten. Auch Werke von Cindy Sherman oder Robert Rauschenberg zeigt die Ausstellung.
"All diese Fotos - das bin ich"
"All diese Fotos - das bin ich", sagt Lola Garrido. Ihre Sammlung nennt sie autobiographisch. "Wenn die Sammlung nicht autobiographisch ist, ist sie nicht echt. Dann ist sie nur eine Investition. Bei mir geht es nicht um Geld. Es geht darum, zu erzählen, was ich bin, wie die Welt ist, was ich erlebt habe. Seit 50 Jahren bin ich Fotokritikerin, und so sieht die Welt für mich aus."
Zu ihrer Sammlung gehören auch Bilder aus der Zeit des Surrealismus. Meister wie René Magritte, der nicht nur gemalt, sondern auch mit Leidenschaft fotografiert hat. Leidenschaft, das ist etwas, was auch Lola Garridos Sammlung auszeichnet. "Neben der Fachkenntnis gehört Leidenschaft dazu. Ich habe Häuser verkauft, um Fotografien kaufen zu können. Von Kindheit an bin ich verliebt in das Bild. Mein Leben ist voll von Bildern. Ich war Filmkritikerin und habe das erste Videokunstfestival Europas gegründet. Mein Leben war das Bild, und das sieht man hier."
Die Sammlerin lädt die Besucher ein, ihre eigene Geschichte in den Fotografien zu entdecken. Die Auswahl aus der Lola Garrido Collection ist noch bis zum 10. September im KuK Monschau zu sehen.
Text und Bild: Michaela Brück