Der Maler Roger Greisch aus Ouren war kein Mann der großen Worte. Seine Pfeife haltend, hielt sich der wortkarge Künstler und Lehrer meistens im Hintergrund. Es war eben auch diese Zurückhaltung, die er in seiner Malerei zum Ausdruck brachte. Das kam an. Zumal in der kleinen Ortschaft im südlichsten Zipfel der Gemeinde Burg Reuland.
In diesem Jahr werden es 70 Jahre, dass der aus dem Areler Land in der Provinz Luxemburg gebürtige Roger Greisch in Ouren eine Stelle als Lehrer antrat. Bis zu seinem Tod im Jahre 1999 wurden der Name des Ortes und die Künstlerpersönlichkeit aus der Eifel immer öfter in einem Atemzug genannt. Am 17. Mai wäre der Maler von Ouren 100 Jahre alt geworden.
Geometrisch angelegte Flächen, leuchtende Farbakzente und die Suche nach Harmonie zeichnen die abstrakten Bilder der 1980er und frühen 90er Jahre aus. Die etwa 15 Jahre währende Zeit vor dem Ausbruch seiner schweren Krankheit bescherten ihm eine Periode ungeheurer Produktivität und zunehmenden öffentlichen Anerkennung. "1980 hat er sich geschworen, dass nur noch abstrakte Bilder gezeigt werden", sagt der ehemalige IKOB-Direktor Francis Feidler. Er repräsentiert eine jüngere Künstlergeneration in Ostbelgien. Inzwischen im Ruhestand widmete er als IKOB-Direktor 2003 Roger Greisch eine große Übersichtsschau in Eupen. "Wo er dann nach Brüssel Kontakt aufgebaut hat und in dann auch in der belgischen Kunstszene eine wichtige Rolle eingenommen hat", so Feidler.
Greisch wurde wie sein Zeitgenosse Andre Blank aus Raeren - beide verband eine enge Freundschaft - zu einem wichtigen Referenzpunkt für die jüngeren ostbelgische Künstler jener Zeit. Ganz Autodidakt wandelte sich Roger Greisch erst allmählich vom gegenständlichen zum abstrakten Maler, wie der inzwischen verstorbene Kunstkritiker und Pädagoge Julien Christiaens aus Eupen anlässlich einer Greisch-Retrospektive im Vervierser Musée des Beaux-Arts 1986 hervorhob: "Er hatte eine Art der spontanen Freunde am Malen. Er hatte auch einen angeborenen Sinn für Farbe, Dimension, Proportionen. Seltsamerweise hat er sich immer mehr für die Art des Malens, für die Kunst interessiert als für das Thema. Das Thema war meistens nur ein Anlass."
Rudolf Kremer - Bild: BRF