Egal ob bewegt oder still, bunt oder schwarz weiß, Bilder sind heutzutage überall. Sie begleiten uns im Alltag und in der Freizeit. Für einige sind sie ein Beruf und für manche zählt ihr Bild sogar mehr als die Realität.
Trotz dieser Omnipräsenz ist die Stellung des Bildes so unsicher wie nie. Moderne, digitale Medien mischen sich mit analogen Darstellungen und die schiere Masse an Bildern macht es schwer, Abstand zu gewinnen.
Genau das möchte die Lütticher Fotografie-Biennale BIP mit ihrem neuen Konzept ändern. Sie möchte Künstlern eine Plattform bieten, Bilder auch kritisch zu betrachten, erklärt die künstlerische Leiterin der BIP, Anne-Françoise Lesuisse: "Die Künstler heute interessieren sich sehr für diese Fragen. In ihren Arbeiten denken sie über diese Fragen nach, setzen sie in verschiedene Kontexte und kritisieren sie auch. Ich hoffe deshalb, dass auch die Menschen, die sich die Biennale anschauen kommen, durch die Arbeiten der Künstler die Bilder, die sie tagtäglich sehen, anders betrachten werden."
Um diesem Anspruch Rechnung zu tragen, hat sich die "Biennale internationale de la Photographie et des Arts visuels de Liège" in "Biennale de l'Image Possible" - auf Deutsch in etwa "Biennale des möglichen Bildes" umbenannt. Damit gibt es im Titel jetzt keine direkte Referenz mehr an die Fotografie. Er steht also auch für Offenheit gegenüber anderen Medien. "Wenn man nur über Fotografie spricht, haben die Menschen meistens schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von dem, was sie sehen werden. Das wollten wir ändern, so dass die Menschen nicht mit einer vorgefertigten Idee herkommen, sondern sich einfach überraschen lassen", sagt Lesuisse.
Die Überlegungen und Fragen rund um das mögliche Bild werden in verschiedenen Ausstellungen aufbereitet. Die Hauptausstellung in der Kaserne Fonck in Lüttich widmet sich unter dem Titel "L'image possible" der Beziehung zwischen Sichtbarem und Unsichtbaren, zwischen Hoffnung und Realität. Fünf Künstler kommentieren dabei einerseits den Titel selbst, andererseits aber auch aktuelle Entwicklungen und Debatten, denn ein mögliches Bild beinhaltet immer auch einen Traum von einer anderen, einer gerechteren Welt.
Zum Jubiläum der Biennale haben die Verantwortlichen außerdem besonderen Wert auf die Künstlerförderung gelegt. Ausgewählte Künstler aus der französischsprachigen Gemeinschaft präsentieren in verschiedenen Ausstellungen erstmals ihre Arbeiten zum Thema. "Besonders für diese Biennale war es uns wichtig, auch die Künstler selbst zu unterstützen. Dazu haben wir im Vorfeld der Veranstaltung mehrere Monate lang mit ihnen gearbeitet und ihnen auch die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt, neue Projekte zu realisieren, die auch gut zum Thema der Biennale passen", erklärt Anne-Françoise Lesuisse.
Die BIP 2016 findet vom 20. August bis zum 16. Oktober an verschiedenen Ausstellungsorten in Lüttich und Umgebung statt. Das vollständige Programm, sowie weitere Informationen gibt es unter auf der Webseite der Biennale.
Anne Kelleter - Bilder: BRF