Für die Aufnahmen zur neuen Hollywood-Produktion "Emperor" musste die Stadt Gent teilweise ins Mittelalter zurückversetzt werden: Eine Einheit der kaiserlichen Kavallerie treibt eine Menschengruppe auseinander. Prächtige Rüstungen haben die Soldaten an; das Schwert in der Hand. Die Szene spielt sich ab direkt am Ufer der Leie, am alten Genter Hafen, auf der sogenannten "Korenlei", vor einer einzigartigen mittelalterlichen Kulisse. Im Hintergrund ist die Sankt-Michael-Brücke zu sehen. Das alles sieht irgendwie aus, als sei man in die frühe Neuzeit zurückversetzt worden. Und genauso soll das auch sein. Hier wird nämlich ein Film gedreht. "Emperor" wird der Film wohl heißen, "Kaiser". Und das ist nicht irgendeine Produktion, sondern ein Hollywood-Streifen mit prominenter Besetzung. Regie führt etwa Lee Tamahori, der auch schon einen James-Bond-Blockbuster abgedreht hat.
Die Hauptrolle spielt Oscarpreisträger Adrien Brody, der natürlich auch am Set ist. Brody spielt Karl den Fünften, den Habsburger-Kaiser, der im 16ten Jahrhundert über halb Europa herrschte - unter anderem im Heiligen Römischen Reich und in Spanien. Nicht nur das: Er konnte sich rühmen, dass in seinem Reich die Sonne niemals untergeht. Unter seiner Herrschaft hatten die Spanier nämlich damit begonnen, Amerika für sich zu erobern. Dieser "Weltenherrscher" war sinnigerweise ein Kind der Stadt Gent, wurde dort nämlich im Jahr 1500 geboren und verbrachte in der Stadt auch seine Jugendjahre.
Bevor die erste Klappe fiel, musste natürlich erstmal dafür gesorgt werden, dass die Heimatstadt des großen Kaisers auch wirklich wieder zumindest halbwegs so aussieht wie damals. Und da musste die zuständige Produktionsfirma "Corsan" Hand anlegen lassen: Die modernen Straßenlaternen wurden abmontiert, einige Stahlkonstruktionen an der Sankt-Michael-Brücke wurden mit Bauelementen verdeckt, die das Ganze alt erscheinen lassen. Da wurde gezimmert und gemalt. "Was Sie hier noch sehen, das ist im Wesentlichen Lug und Trug", sagte Emelie Vervecken von "Corsan" in der VRT. Die Kulisse, das war aber erst der Anfang. Man brauchte auch eine Menge Statisten. Viele von ihnen sind aus Gent. Nur gab es da doch eine Reihe von Auswahlkriterien, sagt Emelie Vervecken von der Produktionsfirma. Verboten waren zum Beispiel Tätowierungen, Piercings oder auch blondierte Haare, eben alles, was es im 16ten Jahrhundert noch nicht gab.
Diese Statisten spielen so ein bisschen das "normale Volk", von der Nonne über Soldaten bis hin aber auch zur Entourage von Kaiser Karl dem Fünften. Um wirklich eine kleine Statistenrolle zu bekommen, haben einige sogar ihren Look verändert: Er habe sich extra eine Renaissance-Mähne und einen Bart wachsen lassen, sagte Didier Duprez in der VRT, der wirklich aussieht, als wäre er vom Hofe Karls des Fünften direkt in die Moderne gebeamt worden. Alle, die an der Produktion mitwirken dürfen, sind mächtig stolz. So auch Marleen Vermeire, die in eben der Filmszene ihren Kurzauftritt hat, in der die Menschen von den Soldaten auseinandergetrieben werden. "Ich hoffe mal, dass noch meine Kinder und Enkel von der Geschichte reden werden", sagt sie.
Die Aufnahmen an der Sankt-Michael-Brücke gehen noch bis Donnerstag weiter. Danach sollen auch noch ein paar Szenen in einem anderen Teil der Altstadt gedreht werden und auch an der Abtei von Drongen, westlich von Gent. Wenn alles läuft, wie geplant, kommt "Emperor" Ende nächsten Jahres in die Kinos.
Roger Pint - Bild: Nicholas De Cocker (belga)