Die Filmwelt schaut zum Lago Maggiore: Von Mittwoch an lädt das Festival im schweizerischen Locarno zu seiner 68. Ausgabe. Es zählt hinter den Top Drei Cannes, Venedig und Berlin zu den wichtigsten Filmfesten der Welt. Festivalchef Carlo Chatrian setzt bis zum 15. August überwiegend auf ein Angebot fern durchschnittlicher Hollywood-Routine. Gefördert werden soll das Schaffen von jungen, unabhängig arbeitenden Filmemachern.
Im "Concorso Internazionale", dem bedeutendsten Wettbewerb des Festivals, bewerben sich 19 Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Welt um den Goldenen Leoparden. Daneben gibt es einen "Concorso Cineasti del presente", den Wettbewerb für Regisseure, die ihren ersten oder zweiten Film präsentieren, einen Kurzfilmwettbewerb ("Pardi di domani") und eine dem Experimentellen gewidmete Reihe "Signs of Life".
Die große Attraktion des Festivals von Locarno sind die abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande, dem mittelalterlichen Markt der Stadt am malerischen Ufer des Lago Maggiore, für jeweils etwa 8000 Zuschauer, bei denen ein Publikumspreis vergeben wird.
Einige Auszeichnungen stehen schon jetzt fest: Ehren-Leoparden für ihr Lebenswerk oder besondere Leistungen bekommen die Schauspielstars Bulle Ogier, Edward Norton, Andy García sowie die US-amerikanische Regie-Legende Michael Cimino. Auch sie arbeiten oft für unabhängige Filmemacher fern der großen Studios und stärken so das unabhängige Filmschaffen.
Carlo Chatrian, im dritten Jahr künstlerischer Leiter in Locarno, will das Festival als Tribüne für das Arthaus-Kino etablieren. Die Fachzeitschrift "The Hollywood Reporter" schrieb jüngst in Anspielung auf das einst von Robert Redford gegründete wichtigste nordamerikanische Festival des unabhängigen Films in Sundance, Locarno sei "das Sundance Europas". Das darf man als Kompliment verstehen.
Eröffnet wird das 68. Internationale Filmfestival Locarno am Mittwoch auf der Piazza Grande mit "Ricki and the Flash". In dem von Jonathan Demme inszenierten komödiantischen Drama verkörpert Meryl Streep eine Rockmusikerin, die sich der Geschichte ihrer Familie stellen muss. Zum Auftakt unterm Sternenzelt darf's dann also doch ein bisschen Hollywood-Glanz auf dem einst von Charlie Chaplin mitgegründeten Filmfestival am Lago Maggiore sein.
Von Peter Claus, dpa - Archivbild: Jean-Christophe Bott/AFP