Werden nach dem Kassenerfolg des digitalen Märchens "Avatar" Schauspieler durch die Computertechnik überflüssig?
Das ist nicht der Fall, wie Oscarpreisträger Volker Engel (45, "Independence Day") im dpa-Gespräch erklärt. Er verantwortet die digitalen Effekte bei Filmen von Hollywoodregisseur Roland Emmerich. Schauspieler seien zwar langfristig durch Computer ersetzbar - aber Stars wie Johnny Depp, also Menschen zum Anfassen, blieben wichtig, findet Engel. "Die Zuschauer brauchen eine Person aus Fleisch und Blut."
Außerdem sei es immer noch die Leistung von Schauspielern, die auf der Leinwand zu sehen ist, nachdem sie in Software verwandelt wurde. Der Hauptdarsteller von James Camerons "Avatar" habe sich stets wiedererkannt, erklärt Engel. Er ist auch der "Visual Effects Supervisor" und Koproduzent für Emmerichs neuen Film "Anonymous", der in Babelsberg gedreht wird. Dieser spielt zu Shakespeares Zeiten und geht der Frage nach, wer hinter den Werken des Dichters steckte. Engel und sein Kollege Marc Weigert lassen an Rechnern das 16. Jahrhundert wieder auferstehen, darunter die monumentale London Bridge.
Der Experte kann selbst am Bild auf der Leinwand nicht immer unterscheiden, ob ein Computer im Spiel war. So sei es ihm etwa bei einigen Szenen in "Illuminati" ergangen. "Ich freue mich immer höllisch, wenn ich nicht realisiert habe, dass es sich um digitale Effekte handelt."
Künftig werde es möglich sein, tote Persönlichkeiten auftreten zu lassen, sagt Engel. Bislang geht das in eher kurzen Sequenzen. "Man könnte mit der heutigen Technologie zum Beispiel einen Film kreieren, in dem Albert Einstein mitspielt."
Engel gewann für die Effekte in "Independence Day" (1996) einen Oscar. Diese Woche ist er bei den Gamestagen in Berlin zu Gast, bei denen sich die Computerspielbranche trifft. Engel hält dort einen Vortrag darüber, was hinter dem Erdbeben in Emmerichs Katastrophenfilm "2012" steckt. "2012" entstand zur Hälfte am Rechner. 1000 Leute arbeiteten an den visuellen Effekten.
dpa - Bild: epa