Drinnen feierten bis in die Nacht hinein das Filmteam, Prominente und viele geladene Gäste die gelungene Uraufführung, die mehr als tausend Zuschauer zuvor am Dienstagabend mit reichlich Applaus belohnt hatten. Lübeck und die Kaufmannsfamilie, von Thomas Mann 1901 in seinem weltberühmten Roman porträtiert, wurden lebendig - mit opulenter Ausstattung und prächtigen Kostümen. Der Niedergang der Konsul-Dynastie bis zum bitteren Ende beeindruckte die Zuschauer.
Der rote Teppich
Außer Regisseur Breloer kamen auch Iris Berben und Armin Mueller-Stahl, Jessica Schwarz und Mark Waschke, viele andere Darsteller sowie Bundespräsident Horst Köhler und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nach Essen. Außerdem zählten Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen, die Literaturkritikerin Elke Heidenreich und Lindenstraßen-Produzent Hans W. Geißendörfer zu den prominenten Gästen. Bei ihrer Ankunft brauchten die Stars 20 Minuten für die letzten 20 Meter zum Kino, gaben Interviews auf der Medienseite des roten Teppichs und Autogramme auf der Fanseite, geduldig lächelnd trotz der Kälte.
Aktueller Bezug
Die Geschichte ist nach Aussage von Regisseur Heinrich Breloer (66) hochaktuell, weil die wirtschaftliche Lage im 19. Jahrhundert Parallelen zu heute habe: "Die Menschen standen auch vor der Frage, wie sie überleben können - und dabei anständig bleiben."
Bundespräsident Köhler betonte im Rahmenprogramm die Themenvielfalt, die Mann in seinem Roman vereinte: "Für uns Deutsche ist dieses Buch immer noch wie ein Spiegel unseres Wesens und unserer Kultur - wenn auch aus einer vergangenen Zeit." Es sei gut, dass die Verfilmung zuerst im Kino gezeigt werde: "Eine große Geschichte mit großen Bildern gehört auf die große Leinwand."
Die vierte Verfilmung
Nach einem Stummfilm 1932, einem Kinofilm 1959 (mit Hansjörg Felmy, Lilo Pulver und Nadja Tiller) und einer elfteiligen Fernsehserie 1979 bringt nun Breloer eine neue Verfilmung des Werkes in die Kinos. Er erzähle die Geschichte mit einer Schauspielergeneration unserer Tage, hatte Breloer angekündigt: "Ich wollte, dass meine Schauspieler wie Menschen aus unseren Tagen wirken." Breloer gilt als Meister der Doku-Dramen, in denen er historische Ereignisse aufgreift, zum Beispiel den Terror-Herbst von 1977 ("Todesspiel"), die Karriere von Hitlers Rüstungsminister Albert Speer ("Speer und Er") oder auch das Leben von Thomas Mann und seiner Familie ("Die Manns"). Dabei verschränkt der vielfach preisgekrönte Autor und Regisseur Originalaufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und nachgespielte Szenen.
Mit den "Buddenbrooks", seiner ersten Literaturverfilmung, begibt sich der 66-Jährige auf ein neues Terrain. "Ich hatte nie den geringsten Zweifel daran, dass Heinrich Breloer einen solchen großen Kinofilm machen kann", meinte WDR-Intendantin Monika Piel nach der Aufführung.