Umso größer ist die Enttäuschung. Zu schnell hatte man vergessen, dass Michael Mann ein Regisseur ist, der sehr von der Qualität des Drehbuchs, das er verfilmt, abhängig ist.
Und das Drehbuch zu "Public Enemies" ist, gelinde gesagt, doch sehr dürftig. Die Geschichte des populären Bankräubers John Dillinger aus den 30er Jahren hätte mehr hergeben müssen als eine chronologische Abarbeitung der Fakten. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Charakterstudie gewesen? Oder mit Informationen über das Umfeld sowohl der Gangster als auch der Polizeibehörde? Armer Johnny Depp, der eindimensional wie eine Comic-Figur durch das nicht vorhandene Skript stolpert. In Interviews hat er erklärt, dass sein Dillinger so eine Art Robin Hood ist. Gut, dass er es gesagt hat, denn dem Film ist das nicht zu entnehmen.
Und Marion Cotillard kann einem wirklich Leid tun. Wenn diese billige "Love Interest"-Nummer alles ist, was Hollywood ihr nach ihrem Oscar zu bieten hat, dann sollte sie schleunigst wieder in Frankreich drehen.
Nun gibt es ja noch die Möglichkeit, die Schwächen eines Drehbuchs durch so etwas wie Stil wettzumachen. Ein Sergio Leone oder ein Francis Ford Coppola hätten aus diesem Stoff durch ein bisschen Atmosphäre bestimmt mehr machen können. Aber auch hier versagt Michael Mann auf der ganzen Linie. Eine wackelnde Kamera und die Art von schnellen Schnitten, die schon "Bourne 3" und den letzten James Bond ruiniert haben, sind nur der Ausdruck moderner Konzeptlosigkeit.
Eine Reihe von bekannten Darstellern wird übrigens so schlecht in Szene gesetzt, dass man gar nicht sicher ist, ob man sie überhaupt gesehen hat, und erst im Nachspann erfährt, dass sie tatsächlich dabei waren. Da hilft es auch nicht, dass die bekannte Jazz-Sängerin Diana Krall auftritt und "Bye Bye Blackbird" singt.
What a waste!