Man fragt sich tatsachlich, warum diese biedere Story zu einem Kinofilm aufgeblasen worden ist und nicht irgendwo als Fernsehfilm der Woche aufgetaucht ist.
Dabei kann die Regisseurin Anne Fontaine auch ganz anders. Zumindest die beiden Filme, die ich von ihr gesehen habe ("Nettoyage à sec" und "Nathalie"), bewegten sich auf einem eher gewagten Terrain, in dem viel von Sex und verborgenen Sehnsüchten die Rede war.
Diesmal erleben wir einen altmodischen Fotoroman, in dem ein Mädchen aus dem Waisenhaus mit einem Talent fürs Schneidern sich von reichen Männern protegieren lässt, um nach einem großen Liebeskummer zur ersten Frau zu avancieren, die sich in der Modewelt durchsetzt und gleichzeitig das Modebewusstsein der Frauen vom 19. ins 20. Jahrhundert befördert.
Audrey Tautou spielt die spröde und griesgrämige Außenseiterin mal als Opfer, mal als Macherin, aber nie wirklich überzeugend. Was aber auch an dem simplen Drehbuch liegt, das für Nuancen und Stimmungen wenig Platz lässt.
Wahrscheinlich erfährt man mehr über Coco Chanel, wenn man sich ihre Kleider und Hüte anschaut, als in dieser seichten Seifenoper.