Natasha Richardson war nicht so berühmt wie ihre Mutter oder ihr Ehemann. Man kennt sie aber aus Filmen wie "Patty Hearst" über die Entführung der reichen Erbin, "Nell" mit Jodie Foster und Liam Neeson, "Blow Dry", einer britischen Komödie über einen Friseurwettbewerb, oder "The White Countess", einem in Fernost angesiedelten James-Ivory-Film.
Mutter und Tochter
1992 hatte ich kurz Gelegenheit, mit Vanessa Redgrave zu sprechen, und fragte sie, ob sie nicht einmal einen Film mit ihren Töchtern Natasha oder Joely drehen würde. Sie meinte, sie hätte schon Lust dazu, aber das Drehbuch müsse stimmen. In "The White Countess" 2005 standen Vanessa und Natasha dann endlich gemeinsam vor der Kamera und auch 2007 in dem Film "Evening". Darin gibt es eine berührende Szene, in der Natasha als Tochter ihre Mutter Vanessa an deren Sterbebett besucht. Um diese Szene mit ihrer Mutter spielen zu können, war Natasha bereit gewesen, eine kleine Gastrolle in dem Film zu übernehmen. Wer hätte gedacht, dass Vanessa jetzt am Grab ihrer Tochter stehen muss?
Es ist immer besonders grausam, wenn Kinder vor ihren Eltern sterben, weil das irgendwie nicht dem Lauf der Dinge entspricht. Zum Glück bleiben uns im Fall von Schauspielern die bewegten Bilder, mit denen sie uns für immer nah sein werden. Und die Szene in "Evening", die so schon emotionsgeladen war, wird ab jetzt noch eine zusätzliche Bedeutung erhalten.
Zitat
In ihrer Autobiografie schreibt Vanessa Redgrave über die Geburt ihrer Tochter: "Tasha wurde an jenem Sonnabend, dem 11. Mai 1963, um fünf Uhr nachmittags geboren. Kaskaden von Korkenzieherlocken fielen von ihrem Scheitel und wehten leise hin und her, wie der Wind seichtes Wasser über den Sand bewegt. Sie lächelte schon mit fünf Tagen."
Diese Beschreibung passt auch auf viele ihrer Rollen und so wollen wir Natasha Richardson in Erinnerung behalten.
Frank Vandenrath - 20. März 2009
Totenwache und Gedenkfeier
Totenwache für Natasha Richardson: Angehörige und Freunde haben am Freitag in Manhattan von der am Mittwoch an den Folgen eines Skiunfalls gestorbenen Schauspielerin Abschied genommen. Ehemann Liam Neeson, ihre zwei Söhne, ihre Mutter, Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave, und die Schauspielerinnen Uma Thurman und Lauren Bacall waren unter den Trauergästen, berichtete der US-Sender ABC-News. Am Sonntag soll Richardson im privaten Kreis in Millbrook im US-Staat New York beigesetzt werden, wo die 45-jährige Britin mit ihrer Familie in einem Landhaus lebte.
In der Nacht zum Freitag hatten die Angehörigen am New Yorker Broadway an einer Gedenkfeier teilgenommen, bei der eine Minute lang die Lichter auf der berühmten Theatermeile ausgeschaltet wurden. Kollegen wie Sarah Jessica Parker, Matthew Broderick, Laura Linney und Ralph Fiennes kondolierten der Familie.
Der Unfall
Nach dem am Donnerstag veröffentlichten Autopsiebericht ist Richardson an einer Gehirnblutung als Folge eines schweren Aufpralls am Kopf gestorben. Die Theater- und Filmschauspielerin war am Montag im Skigebiet Mont Tremblant nahe Québec auf einer Anfängerpiste während einer Unterrichtsstunde hingefallen. Sie trug keinen Helm.
Nach Informationen der "New York Times" am Freitag vergingen knapp vier Stunden, bevor Richardson von einem Arzt untersucht wurde. Ein Ambulanzteam, das gleich nach dem Sturz bestellt worden war, sei wieder weggeschickt worden, weil die Schauspielerin zunächst keine Behandlung wollte, hieß es. Richardson habe keine sichtbaren Verletzungen gehabt und sei zunächst ohne fremde Hilfe "lachend und scherzend" auf ihr Hotelzimmer gegangen, sagte Skiresort-Sprecherin Catherine Lacasse. Erst als sich ihr Zustand verschlechterte, wurde Richardson zunächst in ein örtliches Krankenhaus, dann zur Behandlung nach Montreal gebracht. Ein Hubschrauber für den Krankentransport stand in dem kleinen Wintersportort angeblich nicht zur Verfügung.
dpa - 21. März 2009