Wenn sogar der französische für Immigration zuständige Minister Eric Besson sich genötigt fühlt, öffentliche Statements abzugeben, dann hat der Film von Philippe Lioret wohl in ein Wespennest gestochen.
Es geht um einen 17-jährigen Kurden, der sich in den Kopf gesetzt hat, den Ärmelkanal zu durchschwimmen und dafür im Hallenbad trainiert. Dabei lernt er einen gerade geschiedenen Bademeister kennen, der ihn ein bisschen unter seine Fittiche nimmt. Nur ist dieser Akt der christlichen Nächstenliebe zur Zeit in Frankreich strafbar und der Bademeister gerät in Schwierigkeiten.
Das Paradoxe ist, dass Frankreich die Illegalen aus einem Land, das sich im Kriegszustand befindet (hier der Irak), nicht zurückschicken darf, die Gesetze aber nicht vorgesehen haben, was mit diesen Menschen geschehen soll. So überlässt man sie ihrem Schicksal und wartet darauf, dass sie bei etwas Kriminellem erwischt werden, um sie dann einbuchten zu können. Und wehe den Franzosen, die versuchen, zu helfen!
Wenn man die Unentschlossenheit der belgischen Regierung beobachtet, die sich auf kein Statut für illegale Einwanderer einigen kann, so weiß man, dass diese Problematik zur Zeit alle europäischen Länder betrifft.
En attendant versuchen die Flüchtlinge, zu überleben und das Gelobte Land England zu erreichen, wobei wir wieder bei dem Film wären.
"Welcome" erinnert an die Filme der 70er Jahre, in denen viele sozialpolitische Probleme in einer Spielhandlung aufgearbeitet wurden (mit Drehbüchern, die - wie hier - ziemlich vorhersehbar und nicht besonders subtil waren). Dieser politische Aspekt des Filmemachens ist seitdem ziemlich aus der Mode gekommen, aber die Reaktionen auf den Film zeigen, dass es hier auch heute noch durchaus ein weites Betätigungsfeld gibt.