Frauen haben in seinen Filmen immer einen ganz starken Auftritt. Ob in "Nikita", "Léon - Der Profi" oder "Johanna von Orleans" - der französische Regisseur Luc Besson gibt dem weiblichen Geschlecht Waffen in die Hand, dazu kommen Wut und ein unbändiger Wille.
Hollywoodstar Scarlett Johansson (29) gerät nun als unschuldige "Lucy" in einen fiesen Hinterhalt und mutiert dank Super-Droge zur Intelligenzbestie mit Killerinstinkt.
Widerwillig tut "Lucy" einem Bekannten einen Gefallen und gibt für ihn einen Koffer in einem Hotel in Taipeh ab. Dort beginnt der Albtraum: Eine Gangsterbande hält die junge Frau in einer der Luxussuiten fest, betäubt sie und implantiert ihr ein Plastikpäckchen mit kleinen blauen Kristallen. Mit der neuartigen synthetischen Droge im Bauch soll Lucy als lebendes Transportmittel nach Europa reisen.
Doch das Päckchen platzt in Lucys Körper - und die verängstigte, naive Blondine verwandelt sich in eine echte Superfrau. Der Stoff bewirkt, dass Lucy nach und nach ihr gesamtes Gehirnpotenzial ausschöpfen kann, das nach einer in der Realität wissenschaftlich schon weitgehend überholten These bei den meisten Menschen zu einem Großteil brachliegt.
Anders als die meisten aktuellen Action-Filmer hat sich Besson gegen die 3D-Technik entschieden. Seine Effekte machen trotzdem einiges her. Besson lässt Lucy zur Superwoman mutieren, die brutale Kriminelle ebenso in die Tasche steckt wie den Top-Hirnforscher Norman, gespielt von Morgan Freeman. Die Blondine im knappen weißen T-Shirt kann Dinge nur mit Gedankenkraft bewegen, Gespräche weit entfernter Menschen hören, Zeit und Raum beeinflussen und Verfolger blitzschnell außer Gefecht setzen.
Spätestens nach der Hälfte des Films lahmt die Story allerdings. Je intelligenter und schlagkräftiger Lucy wird, desto starrer werden Johanssons Blick und Mimik, mit dem sie ihre Figur die feindliche Umwelt in Minutenbruchteilen scannen lässt. Am Ende kommen Johanssons Reize auch nicht mehr gegen die logischen Brüche und pseudophilosophischen Interpretationen der Geschichte an.
Lucys Mutation zum Superhirn hat zum Kinostart in den USA dennoch mehr Zuschauer gefesselt als die Abenteuer von "Hercules" mit Dwayne Johnson in der Rolle des starken Helden der Antike. "Lucy" brachte am ersten Spieltag an der Kinokasse mehr als 17 Millionen Dollar ein, "Hercules" musste sich zum Start mit Einnahmen von rund 11 Millionen Dollar begnügen. Und das derzeit laufende Filmfestival in Locarno holte sich "Lucy" als glamourösen Eröffnungsfilm ins Programm. Scarlett Johansson als Action-Star hat also noch Potenzial für weitere Einsätze.
Filmfestival Locarno mit "Lucy" eröffnet
Das 67. Internationale Filmfestival von Locarno ist am Mittwochabend mit der Europapremiere des US-amerikanischen Action-Thrillers "Lucy" eröffnet worden. Viele Fans hatten gehofft, Scarlett Johansson komme persönlich zur Eröffnungsgala auf die Freiluftbühne der Piazza Grande, des mittelalterlichen Marktplatzes von Locarno. Doch die US-Schauspielerin, die im Spätsommer mit dem französischen Journalisten Romain Dauriac ein Kind erwartet, verzichtete auf die Reise.
Dennoch gab es für die mehr als 8000 Besucher der Gala so viel Glamour wie nie zuvor zum Auftakt eines Filmfestivals in Locarno. Neben Regisseur Luc Besson schritten die Schauspielstars Melanie Griffith aus den USA, die in Locarno den Kurzfilm "Durst" vorstellt, und Jean-Pierre Léaud über den roten Teppich.
Der als überaus scheu geltende und selten reisende Franzose, der vor 55 Jahren durch François Truffauts Film "Sie küssten und sie schlugen ihn" Weltruhm erlangte, bekam anlässlich der Festivaleröffnung einen Ehrenleoparden für sein Lebenswerk überreicht. Jean-Pierre Léaud feierte im Mai seinen 70. Geburtstag.
Von Elke Vogel, dpa - Bild: Justin Lane/AFP