Er war vierzehn Mal für einen Oscar nominiert, fünf Mal holte er die begehrte Trophäe, zuletzt 1974 für das Drehbuch von "Der Pate - Teil II". Das ist lange her, doch Francis Ford Coppola steht weiter im Rampenlicht. Der geniale und eigenwillige Regisseur, Produzent und Drehbuchschreiber, der am Montag (7. April) 75 Jahre alt wird, hatte erst im Oktober den japanischen "Praemium Imperiale", einen der weltweit wichtigsten Kunstpreise, erhalten. 2010 teilte auch noch mal die Filmakademie in Hollywood Gold aus, als Coppola mit der seltenen Irving-G.-Thalberg- Trophäe als Produzent gefeiert wurde.
Und mit 75 Jahren ist noch lange nicht Schluss. Im März sprach Coppola bei einer Filmveranstaltung in Denver (Colorado) über neue Pläne. "Das wird etwas Großes, ein Film, eigentlich eine vierteilige Serie, die ich geschrieben habe. Mein Lebenswerk", zitierte das Lifestyle-Blatt "303 Magazine" den Regisseur. Über den Inhalt verriet er aber nichts.
Nach zehnjähriger Regie-Pause hatte der Altmeister 2007 beim Filmfestival in Rom die mysteriöse Liebesgeschichte "Jugend ohne Jugend" präsentiert. Ein experimentelles Werk über Alter und Jugend, unter anderem mit Bruno Ganz und Alexandra Maria Lara. Die Kritiken waren gemischt, doch Coppola blieb ungerührt. "Ich habe den Film gemacht, den ich machen wollte", erklärte der Künstler.
In Cannes zeigte er 2009 das schwarz-weiße Familiendrama "Tetro". "Ich kann jetzt die Filme realisieren, die ich als junger Mann gerne gemacht hätte", freute sich Coppola über seine späte Freiheit, nach etlichen Pleiten und Krisen in seinem Leben. "Verglichen mit meinem Idol Orson Welles geht es mir hervorragend. Ich bin nicht nur schlanker als er", sagt der damals 70-Jährige und legte die Hand auf seinen kugelrunden Bauch, "ich bin auch reicher". Dabei gestand er, dass er seinen Reichtum nach dem finanziellen Zusammenbruch in den 80er Jahren nicht direkt dem Filmemachen verdankt. "Mein Weingut und Hotels haben mich wieder auf die Füße gebracht."
Weinkenner
Der in New York aufgewachsene Sohn des Musikers Carmine Coppola und der Schauspielerin Italia Coppola betreibt seit mehr als 35 Jahren im nordkalifornischen Napa Valley ein großes Weingut. Zudem bessitzt er Luxusresorts im karibischen Belize, in Argentinien und in Guatemala. 2012 eröffnete er ein Hotel im süditalienischen Bernalda, der Heimat seines Großvaters.
Mit seiner eigenen Produktionsfirma Zoetrope in San Francisco kehrte er in den 70er Jahren Hollywood den Rücken. Er ist das Oberhaupt eines Familienclans mit vielen Filmgrößen. Tochter Sofia (42) holte sich 2005 mit dem vom Vater produzierten Film "Lost in Translation" einen Drehbuch-Oscar, auch Sohn Roman (48) führt Regie und schreibt Skripte. Seine Schwester Talia Shire und seinen Neffen Nicolas Cage spannt der graubärtige und beleibte Italo-Amerikaner gerne für seine Projekte ein.
Seine Liebe zum Film entdeckte Coppola schon mit zehn Jahren, als er an Kinderlähmung erkrankt monatelang ans Bett gefesselt war und Zeit hatte, Filme zu schauen. Später besuchte er die Filmakademie in Los Angeles, drehte mit 22 Jahren seinen ersten Film ("Das gibt es nur im Wilden Westen") und holte sich 1970 mit dem Drehbuch zu "Patton - Rebell in Uniform" den ersten Oscar. Den großen Durchbruch als Regisseur schaffte er 1971 mit der genialen Verfilmung von Mario Puzos Bestseller "Der Pate". Coppolas Mafia-Trilogie wurde mit unzähligen Preisen überhäuft. In den 70er Jahren hielt die Erfolgssträhne des Produzenten, Autors und Regisseurs mit "American Graffiti", "Der Große Gatsby" und "Der Dialog" an.
Mit "Apocalypse Now", dem aufwendigen Schreckensgemälde über den Vietnamkrieg, brachte sich der Regisseur nervlich und finanziell an den Rand des Ruins. Ehefrau Eleanor - seit über 50 Jahren an seiner Seite - hielt das fast zweijährige Dreh-Drama im philippinischen Dschungel, mit Hauptdarstellern Marlon Brando und Martin Sheen, in dem Dokumentarstreifen "Ins Herz der Finsternis" fest. Die Mühen um das Kriegs-Epos wurden mit zwei Oscars und einer Goldenen Palme in Cannes honoriert.
Privater Schicksalsschlag
Neben seinen großen Erfolgen musste der Filmemacher privat einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. 1986 kam sein Sohn Gian Carlo bei einem Bootsunfall ums Leben. Beruflich gab es auch Misserfolge: Nach seiner teuren Musical-Inszenierung "Einer mit Herz", die bei den Kritikern und an den Kinokassen floppte, musste Coppolas Produktionsfirma Ende der 80er Jahre den Konkurs anmelden. Nach dem dritten "Pate"-Teil schrieb der Regisseur aber wieder schwarze Zahlen.
In den 90er Jahren hatte er mit "Bram Stoker's Dracula" und dem Justiz-Thriller "Der Regenmacher" nach einem Grisham-Roman Erfolg. Dagegen fiel die Familienkomödie "Jack" mit Robin Williams, Diane Lane und Jennifer Lopez komplett durch. Seit 1999 produzierte Coppola alle fünf Spielfilme, bei der Tochter Sofia Regie führte, zuletzt 2013 den in Cannes vorgestellten Gesellschaftsfilm "The Bling Ring" über junge Einbrecher in Promi-Villen.
Im dpa-Interview war die Tochter 2010 nach Erhalt des Goldenen Löwen beim Filmfestival von Venedig für "Somewhere" voll des Lobes für den Vater: "Er hat mir das Handwerk beigebracht und meine Fantasie beflügelt. Und er ist ein wirklich liebevoller Vater."
Barbara Munker, dpa - Bild: Warren Toda (epa)