Eine nie öffentlich gezeigte Dokumentation von Regisseur Alfred Hitchcock über den Holocaust soll nach Jahrzehnten in Archiven wieder zugänglich gemacht werden. Die Bearbeitung des Materials sei vermutlich Ende diesen Jahres oder 2015 fertig, dann könne der Film im britischen Fernsehen oder auf Festivals gezeigt werden, sagte eine Sprecherin des Imperial War Museums in London am Mittwoch auf Anfrage.
Hitchcock war 1945 von einem Freund gefragt worden, ihm bei einer Dokumentation über Kriegsverbrechen der Deutschen zu helfen. Dabei verwendeten sie Material, das britische und sowjetische Truppen unter anderem bei der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gefilmt hatten, wie die Zeitung "The Independent" am Mittwoch berichtete. Demnach waren die grauenvollen Bilder selbst für den Meister des Horrors, Hitchcock, zu viel: Er sei tagelang nicht ins Studio gekommen, nachdem er sie zum ersten Mal gesehen habe.
Der Film sei letztendlich nie gezeigt worden und in den Archiven verschwunden, sagte Toby Haggith vom Imperial War Museum. Die Alliierten hätten ihre Taktik geändert und beschlossen, für den Wiederaufbau von Deutschland sei es nicht gut, die Menschen dort zu stark mit der Vergangenheit zu konfrontieren.
In den 1980er Jahren sei das Material dann von einem US-Forscher wiederentdeckt worden. 1984 seien Teile davon beim Film Festival in Berlin gespielt worden. Erst jetzt aber werde der Film wieder so restauriert und zusammengestellt, wie Hitchcock und andere Mitarbeiter gewollt hätten, dass man ihn sieht, erklärte Haggith.
Es handle sich um einen "extrem kraftvollen und bewegenden Film". Zu sehen seien nicht nur grausame Bilder, sondern auch hoffnungsvolle wie zum Beispiel ein Gefangener, der zum ersten Mal wieder dusche, oder über den Kampf gegen die Ausbreitung von Typhus. "Es gibt auch Elemente der Hoffnung", sagte Haggith. Begleitet wird das historische Material von einer neuen Dokumentation.
dpa - Archivbild: epa