Der russische Kultregisseur Alexej Balabanow ist im Alter von 54 Jahren in der Nähe von St. Petersburg in einem Sanatorium gestorben. Als "bedeutendsten russischen Regisseur des 21. Jahrhunderts" würdigte am Montag die Boulevardzeitung "MK" Balabanow auf ihrer Titelseite. Zu seinen 14 Streifen gehören Kultfilme wie "Brat" und "Brat2" (Bruder) und "Grus 200" (Fracht 200) um das sowjetische Trauma des Afghanistan-Kriegs.
Berichten zufolge starb der Künstler am Samstag in einem Sanatorium im Beisein seiner Ehefrau an einem Herzinfarkt. Balabanow, der sich stets an den rausten Seiten des Alltags rieb, griff in seinen Werken auch Tabus wie die Unterdrückung von Gastarbeitern oder Themen um Todkranke in Russland auf.
Beim deutschen Festival des osteuropäischen Films Goeast hatte Balabanow 2009 mit seinem Film "Morphin" und 2011 mit dem Streifen "Der Heizer" um das harte Leben von Migranten Preise gewonnen. Er hat den Ruf eines unabhängigen Künstlers, der sich einer von Präsident Wladimir Putin als Chef der staatlichen Filmkommission geförderten Kinoindustrie mit patriotischem Glanz entzogen habe.
"Wichtiger für ihn als das gesellschaftliche Universum war das moralische Wesen", schrieb der prominente Filmkritiker Andrej Plachow in der Zeitung "Kommersant". Er erinnerte angesichts des Filmfestivals in Cannes daran, dass Balabanows Filme dort zwar gezeigt wurden, aber nie im Wettbewerb gelaufen seien. "Das ist eine Schande für Cannes", meinte Plachow. Der Regisseur hatte eine berüchtigte Ablehnung gegen alles Offizielle.
Weggefährten würdigten ihn als "radikalen" und "kompromisslosen" Regisseur, der zwar nicht mit Geld umgehen und doch seine künstlerischen Träume umsetzen konnte. Sein letzter Film "Ja tosche chotschu" (Ich will auch) wurde 2012 auf dem Filmfestival in Venedig gezeigt. Medien in Moskau erinnerten daran, dass Balabanow dort in einer Szene sich selbst und seinen eigenen Tod spielte.
"Die Filme von Alexej Balabanow sind kollektive Porträts des Landes zu den dramatischsten Zeiten seiner Geschichte", schrieb der russische Regierungschef Dmitri Medwedew. Der frühe Tod des Regisseurs sei ein großer Verlust.
dpa - Bild: Gabriel Bouys (afp)