In Anwesenheit des österreichischen Entführungsopfers Natascha Kampusch feiert der Film "3096 Tage" am Montag (25.2.) Weltpremiere in Wien. Die Geschichte des Kindes, das von seinem Entführer im Keller eingesperrt zur Frau heranwächst, wird von internationalen Schauspielern dargestellt. Regisseurin ist die US-Amerikanerin Sherry Hormann, für die Kamera war ihr Mann Michael Ballhaus verantwortlich.
Ursprünglich hatte der 2011 gestorbene Regisseur Bernd Eichinger mit Kampusch die Verfilmung ihrer Geschichte besprochen und das Drehbuch begonnen. "Es ging darum, dass nach all den Medienspekulationen und Politskandalen, die der Entführungsfall ausgelöst hatte, erzählt wird, was wirklich geschehen ist", schreibt die Produktionsfirma Constantin Film. Nach Eichingers Tod vollendete Ruth Toma das Drehbuch.
Kampusch selbst ist seit Tagen auf Promotion-Tour für den Film. Sie gibt zahlreiche Interviews, was ihr auch Kritik einbringt. Der nach ihrer Autobiografie benannte Film soll dem Trailer zufolge mit einem letzten Tabu brechen: Erstmals kommt auch der sexuelle Missbrauch zur Sprache. Ein Thema, das Kampusch bisher immer unter Verweis auf ihre Privatsphäre vermied.
Hintergrund: Der Fall Kampusch
Die Entführung der Wienerin Natascha Kampusch gehört zu den spektakulärsten Kriminalfällen Österreichs und sorgte weltweit für Aufsehen. Der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil kidnappte am 2. März 1998 die damals Zehnjährige auf dem Weg zur Schule, weil er sich nach Vermutung der Polizei eine ideale Gefährtin erziehen wollte. Er hielt das Mädchen achteinhalb Jahre in einem fünf Quadratmeter kleinen Kellerverlies unter seinem Haus im niederösterreichischen Strasshof gefangen und misshandelte es schwer.
Am 23. August 2006 gelang der jungen Frau aus eigener Kraft die Flucht. Der Entführer warf sich noch am selben Tag vor die S-Bahn. Das Medieninteresse an Kampusch war riesig. Rund zwei Wochen nach ihrer spektakulären Flucht gab sie im Fernsehen ein weltweit beachtetes Interview. Ihr 2010 erschienenes Buch "3096 Tage" führte monatelang die Bestsellerlisten an.
Im Jahr 2008 wurden Fahndungsfehler der Polizei bekannt. Nach der Verschleppung waren die Ermittler eindeutigen Hinweisen nicht konsequent nachgegangen. Auch Fragen nach möglichen Mittätern tauchten auf, was Kampusch aber immer bestritt. Inzwischen ranken sich auch zahlreiche Verschwörungstheorien um den Fall, der bereits mehrfach überwiegend ergebnislos wieder aufgerollt wurde.
dpa - Archivbild: Paco Campos (epa)