Hunderte Gondeln auf dem Canale Grande, internationale Stars und oscarreife Filme, dazu der Adria-Strand und die Lagune - der malerische Lido von Venedig ist Schauplatz des ältesten Filmfestivals der Welt.
Das Kinofest in Venedig (29. August - 8. September) feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Es gilt neben den Festivals in Berlin und Cannes noch immer als eines der weltweit renommiertesten.
Hollywood-Größen und Glamour-Auftritte prägten seine Geschichte, aber auch Krisen und Kritik gehörten dazu.
Der Goldene Löwe wird in Venedig in Anlehnung an das Stadtwappen seit 1949 vergeben. Werke wie «Brokeback Mountain» (2005), «Somewhere» von Sofia Coppola (2010) oder Wim Wenders' «Der Stand der Dinge» (1982) waren unter den Preisträgern. Gekürt werden sie von einer wechselnden Jury, in diesem Jahr mit US-Regisseur Michael Mann und dem französischen Model Laetitia Casta.
Die Anfänge
Gegründet wurden die traditionsreichen Festspiele ursprünglich als Touristenattraktion. Der Unternehmer Giuseppe Volpi war Präsident der schon bestehenden Kunst-Biennale und Besitzer des Hotels Excelsior. Mit dem Festival wollte er wohl die Touristensaison verlängern. Am 6. August 1932 ließ er auf der Terrasse seines Hotels «Dr. Jekyll and Mr. Hyde» von Hollywood-Regisseur Rouben Mamoulian zeigen. In den Anfangsjahren war des Festival eine Filmschau mit vielen Klassikern, erst später entwickelte sich ein Wettbewerb.
Verliehen wurde ab 1934 zunächst die «Coppa Mussolini», benannt nach dem italienischen Diktator Benito Mussolini, der bei der Gründung Pate stand. 1937 wechselte der Veranstaltungsort in den eigens dafür errichteten Palazzo del Cinema. «Der Kaiser von Kalifornien» von Luis Trenker (1936) oder die Dokumentation «Olympia» von Leni Riefenstahl (1938) gehörten zu den ersten Siegerfilmen. Wegen des Zweiten Weltkriegs fand das Festival von 1943 bis 1946 nicht statt. Seine Glanzzeit erlebte es in den 50er und 60er Jahren. Italiens «Dolce Vita»-Zeit mit Regisseuren wie Federico Fellini, Luchino Visconti oder Michelangelo Antonioni verstärkte den Einfluss des Festivals auf den internationalen Film.
Die Krise
Durch die Proteste der 68er-Bewegung geriet das Filmfest kurz darauf in eine Krise, zwischen 1969 und 1979 kam es immer wieder zu Unterbrechungen und es wurden in Venedig keine Preise verliehen. Auch danach gab es Kritik an der Qualität der Filme, und die prunkvolle Kulisse des Lido kam in die Jahre. Der geplante Bau eines neuen Festivalpalastes wurde 2009 gestoppt, nachdem in der Baugrube Asbest gefunden worden war und das Geld für den Weiterbau fehlte.
Über zu wenige Stars kann sich Venedig dennoch nicht beklagen. Hollywood-Größen wie Harrison Ford, Jack Nicholson, Al Pacino, George Clooney oder Tom Hanks waren in den vergangenen Jahren auf dem roten Teppich zu Gast und verliehen dem Festival seinen Glanz. Trotzdem muss sich Direktor Alberto Barbera, der nach acht Jahren Marco Müller ablöste, Problemen wie der maroden Infrastruktur, finanziellen Nöten und der Konkurrenz zu anderen Festivals stellen.
Bei der 69. Auflage des Filmfests - wegen der Unterbrechungen in früheren Jahren ist es noch nicht die 80. - gehen die Macher vom 29. August an neue Wege: Gemeinsam mit der Videoplattform YouTube wollen sie in einem Wettbewerb talentierte Nachwuchsfilmer finden. Die zehn Finalisten dürfen ihre 15-minütigen Werke in Venedig zeigen.
dpa - Bild: Andrea Merola (ansa)