Es gibt Männermänner und es gibt Frauenmänner. Zur ersten Sorte gehören Stars wie Actionfilm-Helden Sylvester Stallone und Kiefer Sutherland, zur zweiten einfühlsame Typen wie Patrick Dempsey und Hugh Jackman. Und es gibt Harrison Ford. Der Star ist einer der wenigen, der bei Frauen wie Männern gleichermaßen gut ankommen. Er hat als "Indiana Jones" Filmgeschichte geschrieben, aber auch in Bruchlandungen mitgespielt. Jetzt (13. Juli) wird der Schauspieler, Farmer, Zimmermann, Pilot und Umweltschützer 70.
Dabei könnte sein Karrierestart selbst aus einem Hollywoodfilm stammen: Weil der Schauspieler mit Nebenrollen seine Familie nicht ernähren kann, wird er Tischler. Eines Tages werkelt er bei einem Mann namens George Lucas. Der ist noch keine 30, plant aber einen Low-Budget-Film über seine Kleinstadtjugend. Begeistert vom Charisma des zwei Jahre älteren Zimmermanns, heuert er diesen an: "American Graffiti" wird zum Welterfolg, Lucas berühmt und Ford bekannt.
Mit dem Geld und der Reputation des Films kann Lucas ein völlig anderes Projekt angehen: "Star Wars". Ford ist wieder mit dabei, diesmal in einer größeren Rolle. Er ist zwar schon 35. Eigentlich ganz schön alt für einen Actionstar und Herzensbrecher. Doch die Figur des Schmugglers Han Solo ist für viele die wichtigere, coolere im Vergleich zur Hauptrolle des blassen Mark Hamill als Luke Skywalker.
Mit "Indiana Jones" zur Legende
Mit "Star Wars" wurde Ford zum Star, mit "Indiana Jones" zur Legende. Der peitschenschwingende Archäologe aus den Filmen von Lucas und Steven Spielberg brachte nicht nur kurz die Hutmode für Männer zurück. Die Produzenten schufen zusammen mit Ford auch einen Helden aus einer vergangenen Zeit, der trotzdem perfekt in die 80er und später 90er und gar 2000er Jahre passte. Millionen Männer wollten so sein wie er: Der intelligente, aber draufgängerische Kerl, der sich mit Lederjacke, Peitsche und Hut von einem Abenteuer zum nächsten hangelt. Viermal spielte er ihn, zuletzt 2008. Da war Ford schon weit über 60.
Dazwischen lagen Meilensteine der Kinogeschichte und seichte Hollywoodfilmchen. So spielte Ford 1982 die Hauptrolle in "Blade Runner", einer düsteren Zukunftsversion von Ridley Scott, in der die Welt des Jahres 2019 völlig verwahrlost ist. Auch "Frantic" von Roman Polanski und "In Sachen Henry" zeugen vom Talent Fords. Doch es gab auch die enttäuschende Neuverfilmung "Sabrina", das dünne "Sechs Tage, sieben Nächte" und zuletzt "Cowboys & Aliens". Der Film spielte am Startwochenende verhältnismäßig schlappe 13 Millionen Dollar ein und landete "nur" auf Platz zwei.
Mit sich im Reinen
Doch Ford wird es nicht weiter kümmern. Er macht den Eindruck eines Mannes, der mit sich im Reinen ist. Seit zwei Jahren ist er mit der 22 Jahre jüngeren Kollegin Calista Flockhart verheiratet, er hat eine Ranch in Wyoming und ist begeisterter Hobbyflieger. Ein halbes Dutzend Flugzeuge hat er auf dem Hof stehen, darunter eine Waco 10, Baujahr 1929. Also genau passend zu Indiana Jones.
Aber Ford ist auch ein politischer Mensch. Ihm liegt seit Jahrzehnten die Umwelt am Herzen. Dafür ließ er sich sogar einmal Schmerzen zufügen - per Heißwachsenthaarung auf der Brust. "Jedes Stück Regenwald, dass uns herausgerissen wird, wird uns schmerzen", sagt er in dem Werbevideo. Immerhin hat ihm das Engagement eine seltene Ehre eingebracht: 2002 wurde eine neue Ameisenart "Pheidole harrisonfordi" genannt. Und schon seit 1993 gibt es "Calponia harrisonfordi" - eine Spinne, die andere Spinnen frisst.
dpa/sn - Bild: Daniel Deme (epa)