Nicht alle sind so berühmt wie der Kuss von Clark Gable und Vivien Leigh in «Vom Winde verweht»: Sie stehen eng beieinander, Licht fällt aus dem Fenster hinter ihnen in das schummrige Zimmer. Als Leigh gehen will, zieht Gable sie zu sich heran, sie schauen sich in die Augen, dann küsst er sie.
Diese Szene aus dem Klassiker «Vom Winde verweht» hat sich bei unzähligen Kinogängern fest ins Gedächtnis gebrannt, übertrug sich doch die Leidenschaft auch auf die Zuschauer. Dieser Kuss ist bis heute einer der bekanntesten Filmküsse, doch natürlich ist er nicht der einzige unvergessene Kuss im Kino. Viele andere rührten Fans zu Tränen, einige lösten gar Kontroversen aus.
Happy-End
Julia Roberts und Richard Gere zum Beispiel dürfen sich in «Pretty Woman» erst nicht auf den Mund küssen - die Regel stellen die beiden Charaktere zu Beginn auf. Umso befreiender wirkt dann ihr Kuss in der Schluss-Szene: Da gesteht sich Richard Gere als Geschäftsmann Edward endlich seine Liebe zu der Prostituierten Vivian ein und besucht sie zu Hause. Er klettert - trotz Höhenangst - die Feuerleiter zu ihrer Wohnung hoch, einen Strauß Blumen zwischen die Zähne geklemmt. Julia Roberts alias Vivien kommt ihrem «Prinzen» auf der Leiter entgegen und die beiden küssen sich innig. Das perfekte Happy-End.
Beispiele wie diese gibt es viele: Küsse, auf die Kinogänger sehnsüchtig warten. Wie zwischen Renée Zellweger und Colin Firth, die sich in «Bridget Jones» am Ende endlich kriegen. Oder von Julie Delpy und Ethan Hawke in «Before Sunrise» sowie Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in «Titanic». Am stärksten wirken die Begegnungen von Mund zu Mund, wenn die Charaktere eines Films lange darauf warten mussten. Dann wirkt der Kuss wie eine Erlösung.
Einige Filmküsse brachten die Schauspieler sogar privat zusammen: Bei Angelina Jolie und Brad Pitt funkte es am Set der Action-Komödie «Mr. & Mrs. Smith». Ebenso angeblich bei Kristen Stewart und Robert Pattinson, die sich bei den Dreharbeiten zu den «Twilight»-Filmen näher gekommen und nun ein Paar sein sollen.
Küssen verboten
Doch nicht immer war das Küssen im Film so problemlos wie heute. In der italienischen Hommage ans Kino, «Cinema Paradiso» (1988), bestimmt ein Dorfpfarrer Ende der 40er, welche Szenen aus einem Film geschnitten werden, bevor sie gezeigt werden können: Es sind alles Kuss-Szenen. Auch wenn das eine fiktive Geschichte ist, beschreibt sie doch real existierende Vorbehalte dieser Zeit. Küssen in der Öffentlichkeit? In der prüden Nachkriegszeit höchst unangemessen.
Auch Jahre danach küssten sich Hollywoodstars auf der Leinwand eher zaghaft und kurz. Erst mit der Zeit wurden die Küsse intensiver, regelrechte Knutsch-Arien gehören heute zu vielen Filmen dazu. Allerdings mit Ausnahmen. Küsse zwischen Männern beispielsweise sind mittlerweile möglich, allerdings nicht immer ohne Kontroversen. In «Brokeback Mountain» etwa kommen sich Heath Ledger und Jake Gyllenhaal als schwule Cowboys näher - was christlich-konservativen Kreisen in den USA gar nicht gefiel. Das ist keine zehn Jahre her.
Ähnlich ungern sind Küsse in einigen anderen Kulturen gesehen. In indischen Bollywood-Filmen dürfen sich die Stars anhimmeln, sich durchs Gesicht streicheln, eng umschlungen miteinander tanzen. Kurz bevor ihre Lippen aber aufeinandertreffen, ist in den meisten Filmen aber Schluss. Küssen - nichts fürs Kino.
Bilder: epa