Jacques Audiard ist der Sohn des Drehbuchautors Michel Audiard, der für seinen Humor und seine witzigen Dialoge bekannt war ("Quand on mettra les cons sur orbite, t'auras pas fini de tourner"!).
Humor ist jedoch etwas, das den Filmen von Jacques Audiard gänzlich fehlt. Seine Filme sind Sozialdramen in Reinkultur. Sie haben als Hauptfiguren einen jungen Mann im Gefängnis ("Un prophète"), einen gescheiterten Pianisten ("De battre mon coeur s'est arrêté") oder eine gehörlose Frau ("Sur mes lèvres").
Diesmal geht es um eine Frau, die nach einem Unfall die Unterbeine abgesetzt bekommt und lernen muss, mit Prothesen zu leben und zu laufen, und einen grobschlächtigen Mann, der seinen kleinen Sohn vernachlässigt und lieber anderen Männern die Rübe einschlägt als einer Frau zu sagen, dass er sie liebt. Bonjour l'angoisse!
Die schonungslosen Filme von Audiard sind bei seinen Kollegen beliebt und räumen bei der "César"-Verleihung immer gut ab. Auch bis nach Hollywood hat sich inzwischen herumgesprochen, dass man es hier mit einem talentierten Regisseur zu tun hat. Wenn Sie also Lust auf eine geballte Ration Deprimierendes haben, dann sind Sie hier an der richtigen Adresse.
Doch ganz gleich wie man zu den Themen und Drehbüchern des Regisseurs steht, eins ist klar: die Schauspieler in seinen Filmen sind gut. Nach Emmanuelle Devos, Vincent Cassel, Romain Duris, Niels Arestrup und Tahar Rahim profitieren diesmal die Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard ("La môme") und der flämische Shooting-Star Matthias Schoenaerts ("Rundskop") vom Können des Meisters. Sie sind sehenswert. Der Rest hängt von Ihrer Tageslaune ab!
Frank Vandenrath - Bild: Valery Hache (afp)