Clooney spielt einen Geschäftsmann, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird, als seine Frau nach einem Bootsunfall ins Koma fällt.
Plötzlich muss er sich um seine beiden Töchter (zehn und 17 Jahre alt) kümmern und feststellen, dass er vieles aus dem Leben seiner Familie nicht wusste, u.a. dass seine Frau ein Verhältnis mit einem Makler hatte.
Das Besondere an diesem sonst nicht sehr originellen Familiendrama ist, dass es auf Hawaii angesiedelt ist, einer Insel, über die man nicht wirklich viel weiß.
Die Tatsache, dass durch den Inselcharakter bedingt sich viele der Menschen dort kennen und meistens auch miteinander verwandt sind, gibt der Story einen eigentümlichen Rahmen. Trotz paradiesischer Landschaft und moderner Hochhäuser verhalten sich die Protagonisten eher wie "Hillbillies" aus der tiefsten Provinz und dass sie tatsächlich in Hawaii-Hemden herumlaufen, auch wenn gar keine Touristen zu sehen sind, zeigt, dass sich hinter so manchem Klischee die Wirklichkeit verbergen kann.
Clooney ist einmal mehr der Mann mit einer Fassade. Hinter seinen vielen Schutzschichten kommt nur selten ein Mann mit wahren Gefühlen zum Vorschein. Diese Männer sind seine Spezialität und haben ihn bereits 2008 ("Michael Clayton") und 2010 ("Up in the Air") zu einem Hauptrollen-Oscar-Anwärter werden lassen. Einen goldenen Mann hat er bereits 2006 für seine Nebenrolle in "Syriana" erhalten.
Witzig ist der Gang, den George Clooney sich für diese Rolle zugelegt hat. Besonders wenn er läuft, kommt dieser voll zur Geltung. Witzig sind auch immer wieder gewisse Dialoge und Situationen, die dem Zuschauer sagen, dass man ob aller Tragik das Schmunzeln nicht vergessen sollte. Und schließlich ist es dieses Augenzwinkern, das den Mitgliedern dieser amputierten Familie wohl die Möglichkeit geben wird, gemeinsam zu über- und weiterzuleben.
"The Descendants" ist ein gutes Stück Kino-Unterhaltung, das nicht nur den Geschmack der in diesem Jahr besonders konservativen Oscar-Juroren getroffen hat, sondern auch viele Zuschauer ins Kino locken dürfte.
Frank Vandenrath - Bild: Robyn Beck (afp)