Selten hat man die Gelegenheit, zwei Verfilmungen des selben Stoffs miteinander zu vergleichen.
Am Donnerstag habe ich mir "The Girl with the Dragon Tattoo" im Kino angesehen und am Samstag dann noch einmal das schwedische Original auf DVD.
Mein Fazit: Der schwedische Film ist besser. Er geht sachlicher vor, während David Fincher bei seinem Remake mehr mit Stimmungen arbeitet. Dabei ist die Story schon gruselig genug und man muss sie gar nicht mit dramatischen Effekten verstärken.
Die meisten Szenen in dem US-Film sind Fotokopien der Szenen aus dem schwedischen Film, nur eben düsterer, damit auch alle merken, dass es "thrillt".
Das amerikanische Drehbuch hat größere Schwierigkeiten, die Zusammenhänge der Handlung und die familiären Verstrickungen der Familie Vanger zu erklären und das obwohl mehr geredet wird. In dem schwedischen Film wird alles anschaulicher dargelegt, wobei der Regisseur Niels Arden Oplev oft mit Überblendungen und Bild-Text-Assoziationen arbeitet.
Den größten Unterschied gibt es im dritten Viertel des Films, wenn die beiden "Helden" das Rätsel um den Serienmörder zu lösen versuchen. Hier nimmt sich der schwedische Film mehr Zeit und gibt den beiden Hauptfiguren Gelegenheit, miteinander zu spielen und ihre Charaktere zu vertiefen, was sogar ein bisschen Humor zulässt. Im US-Remake gehen sie an dieser Stelle getrennte Wege und von Humor gibt es keine Spur.
Nun richtet sich der Film mit Daniel Craig und Rooney Mara ja hauptsächlich an die Menschen, die den anderen Film nicht gesehen und womöglich das Buch nicht gelesen haben. Für die dürfte der Kinobesuch durchaus zufriedenstellend verlaufen, denn die Geschichte ist so gut, dass man an ihr eigentlich nicht viel kaputt machen kann. Und eine Figur wie die der Lisbeth Salander ist so außergewöhnlich, dass jede Darstellerin sie nur als Geschenk empfinden kann und zu Recht Lorbeeren erwarten darf. Gibt es dann am Dienstag eine Oscar-Nominierung für Rooney Mara?
Frank Vandenrath - Bild: Jörg Carstensen (afp)