In Hollywood sind in der vergangenen Nacht die Golden Globes, die Filmpreise der Auslandsjournalisten, vergeben worden.
Der Stummfilm "The Artist" von Michel Hazanavicius mit Jean Dujardin und Bérénice Béjo, der bisher als Oscar-Favorit galt, ist in dieser Rolle bestätigt worden: Er wurde als bester Film in der Sparte Komödie/Musical und für die beste Musik ausgezeichnet, während Hauptdarsteller Dujardin den Globe als bester Schauspieler Komödie/Musical erhielt.
Für den Film spricht auch die Tatsache, dass Harvey Weinstein ihn in Cannes für den US-Markt gekauft hat und seine Oscar-Werbekampagne leitet. Weinstein weiß in Sachen Oscars, was er tut, und kann den Geschmack der Academy meistens ganz gut einschätzen. Letztes Jahr ist ihm sogar das Kunststück gelungen, die Academy im Widerspruch zu allen Kritikerpreisen davon zu überzeugen, dass "The King's Speech" ein besserer Film war als "The Social Network", was ich bis heute nicht wirklich nachvollziehen kann.
Gegen "The Artist" spricht eigentlich nur, dass die Oscars ihren Liebling meistens in der Kategorie Drama suchen. Die letzten drei Filme, die bei den Globes unter "Komödie/Musical" liefen und nachher den Oscar des besten Films erhalten haben, waren:
- Chicago (2003)
- Shakespeare in Love (1999)
- Driving Miss Daisy (1990)
Sollten die Oscar-Juroren also ein Drama vorziehen, dann hat sich jetzt die Familiengeschichte "The Descendants" mit George Clooney als wahrscheinlichster Kandidat etabliert. Der Golden Globe für die beste Regie an Martin Scorsese für "Hugo" ist mehr als eine Würdigung seiner ganzen Karriere zu verstehen denn als eine Empfehlung für "Hugo".
Die Schauspieler
Wird Meryl Streep endlich ihren dritten Oscar erhalten? Als Margaret Thatcher in "The Iron Lady" wird sie wahrscheinlich zum siebzehnten Mal nominiert werden, aber es ist immerhin schon 29 Jahre her, dass sie tatsächlich als Siegerin auf die Oscar-Bühne gehen durfte. Ihre Konkurrenz: Viola Davis in "The Help", die nach Halle Berry 2002 erst die zweite schwarze Hauptdarstellerin mit einem Oscar wäre, und Michelle Williams als Marilyn Monroe in "My Week with Marilyn". Wer hätte gedacht, dass Margaret Thatcher und Marilyn Monroe einmal gegeneinander antreten würden?
Brad Pitt - George Clooney - Jean Dujardin: Bei den Herren ist noch alles offen. Pitt hat noch keinen Oscar und glänzte dieses Jahr gleich in zwei Filmen: "Moneyball" und "Tree of Life". Clooney hat jetzt den Golden Globe erhalten, aber er hat bereits 2006 für "Syriana" einen Nebenrollen-Oscar bekommen. Beide sind bei ihren Kollegen sehr beliebt, vor allem auch wegen der ganzen Charity-Arbeit, die sie leisten. Und Jean Dujardin in "The Artist" hat durchaus mehr als Außenseiter-Chancen, wickelt er doch mit seinem französischen Charme zur Zeit ganz Hollywood um den Finger.
Für die Nebenrollen-Oscars haben sich heute Nacht Christopher Plummer ("Beginners") und Octavia Spencer ("The Help") empfohlen. Der 82-jährige Plummer hat schon seit vielen Jahren einen Oscar verdient und seine Dankesreden haben einfach Klasse. Und Octavia Spencer ist in "The Help" einfach köstlich. Außerdem würde ein Oscar für sie darüber hinwegtrösten, dass ihre Partnerin Viola Davis in der Königskategorie Meryl Streep unterliegen könnte.
Die Oscar-Nominierungen werden am nächsten Dienstag (24. Januar) bekanntgegeben. Dann sind wir wieder einen Schritt weiter. Verliehen werden die Oscars in diesem Jahr am 26. Februar.
Frank Vandenrath - Bilder: Robyn Beck, Frederic J. Brown, Frazer Harrison und Kevin Winter (afp)