David Cronenberg liebt es, seine Geschichten zwischen Eros und Thanatos anzusiedeln.
In "Dead Ringers" z. B. spielte Jeremy Irons zwei Zwillingsbrüder, die Gynäkologen waren und sich auf ein gefährliches Verführungsspiel mit einer Frau einließen, die gleichzeitig ihre Patientin war.
In "Crash" ließen sich James Spader, Holly Hunter und Rosanna Arquette sexuell stimulieren durch Verkehrsunfälle mit Todesopfern.
Seine beiden letzten Filme allerdings, "A History of Violence" und "Eastern Promises", beide mit Viggo Mortensen, waren unter die Haut gehende Gangsterfilme, die bei Kritikern und Publikum gut ankamen, vielleicht auch weil ihnen einige der verstörenden Elemente früherer Cronenberg-Werke fehlten und sie viel klassischer gestrickt waren.
In "A Dangerous Method" kehrt der kanadische Regisseur zu seinen grundlegenden Obsessionen zurück und erzählt, wie Siegmund Freud (Viggo Mortensen) und Carl Jung (Michael Fassbender) sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit ihren Theorien über die Rolle der Sexualität im Unterbewusstsein des Menschen auseinandersetzen. Dabei spielt eine junge kranke Frau (Keira Knightley) eine wichtige Rolle.
Cronenberg hat ein Theaterstück von Christopher Hampton ("Dangerous Liaisons") verfilmt. Dabei hat er diesmal bewusst auf gruselige Effekte verzichtet und voll auf die Dialoge seiner Figuren gesetzt. Herausgekommen ist der wohl langweiligste Film des Regisseurs, den ich je gesehen habe. Auch wenn ich bei vielen seiner Filme nicht wirklich in die Story einsteigen konnte, so blieb doch am Ende immer das Gefühl, einzigartige Bilder gesehen und ungewöhnliche Stimmungen miterlebt zu haben.
Diesmal nichts von alledem. Was auf der Theaterbühne vielleicht wirken und Gedanken in Gang setzen kann, wirkt in diesem Film nur steril. Während die arme Keira wie im Theater übertreibt und sich das Herz aus der Seele spielt, "spielen" Fassbender und Mortensen höchstens mal mit dem Zucken einer Augenbraue. Ihre Dialoge wirken gestelzt und unnatürlich und nie war es mir möglich, auch nur für eine der Personen einen Hauch von Mitgefühl oder einfach nur Interesse aufzubringen.
Wenn die Väter der Psycho-Analyse tatsächlich solche leidenschaftslosen Langweiler waren, dann sollte man sich vielleicht davor hüten, einen Arzt aufzusuchen, der in ihrem Namen praktiziert.
Frank Vandenrath - Bild: Herbert Neubauer (epa)