Als Performance Capture wird eine Weiterentwicklung der Motion-Capture-Technologie bezeichnet, bei der nicht nur die Körperbewegungen, sondern auch die Gesichtsausdrücke der Schauspieler gescannt werden.
Menschliche Bewegungen werden also vorher aufgezeichnet und in ein von Computern lesbares Format umgewandelt. Mehr weiß ich darüber nicht, mehr muss ich aber auch nicht wissen, wenn ich den Film genießen will.
Bisher waren "Tim-und-Struppi"-Verfilmungen daran gescheitert, dass die lebenden Schauspieler den Vorlagen nicht ähnlich genug sahen oder dass die gezeichneten Helden nicht nuanciert genug spielen konnten. Durch die Kombination beider Elemente hat Steven Spielberg es geschafft, diese Vorwürfe zu entkräften, und damit ist er den berühmten Figuren Hergés so nahe gekommen wie noch niemand vor ihm.
Drehbuchmäßig geht es hauptsächlich um die Geschichte der Einhorn und den Schatz Rackhams des Roten, aber es sind auch große Teile aus der "Krabbe mit den Goldenen Scheren" miteingeflossen, weil das der Band ist, in dem Tim und Kapitän Haddock sich kennen lernen.
Manche Szenen sind wie im Buch, andere sind komplett erfunden worden und rücken das Ganze in die Nähe zu "Indiana Jones". Die Mischung ist aber durchaus gelungen und unterstreicht, was die Geschichten von Hergé so einzigartig macht: atemberaubende Abenteuer, die von einem jungen Mann erlebt werden, der kein Superheld ist, sondern nur ein idealistischer Reporter, der das Herz am rechten Fleck hat.
Und auch wenn alle anderen Personen (Haddock, Schulze und Schultze oder Bianca Castafiore) klischeehaft überzeichnet sind, Tim bleibt immer die bescheidene Identifikationsfigur, die die Brücke zum Leser, pardon, zum Zuschauer schlägt.
Die Freunde der Tim-Bücher werden sich vor allem über die ersten Minuten des Films freuen. Der Vorspann ist sehr schön und in den ersten Szenen taucht doch tätsächlich in einer speziellen Hommage Hergé persönlich auf. Gleichzeitig gibt es eine Vielfalt von Referenzen zu den anderen Abenteuern, die Tim erlebt hat, und zu Personen, die in anderen Geschichten auftauchen. Es ist, als ob Spielberg gleich zu Beginn mit einem Augenzwinkern sagen wollte: Liebe Tim-Freunde, dieser Film ist für Euch, das ist Eure Welt, tretet ein und fühlt Euch wie zu Hause. Und das tun wir dann auch ...
Frank Vandenrath - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)