Steven Soderbergh war erst 26 Jahre alt, als er 1989 überraschend die Goldene Palme von Cannes für seinen Erstlingsfilm "Sex, Lügen und Video" gewann.
Seitdem verfolgt der Filmemacher eine abwechslungsreiche Karriere, die ihn zwischen Mainstream und unabhängigem Kino hin- und herpendeln lässt.
So hat er eigenwillige Filme gedreht wie "Kafka", "Solaris", "Che" oder "The Informant", aber auch Hollywood-Streifen wie "Erin Brockovich" (Oscar für Julia Roberts) oder die "Ocean's"-Trilogie. 2001 hat er den Regie-Oscar erhalten für seinen Film "Traffic", der die Welt der Drogen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete.
Eins ist sicher: Die Schauspieler lieben ihn und so ist es kein Wunder, dass so berühmte Darsteller wie Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Jude Law oder Marion Cotillard in seinem neuen Film zu sehen sind, auch wenn sie nur kleine Rollen bekommen haben.
"Contagion" ist wie "Traffic" ein Mosaikfilm, in dem diesmal der Umgang mit einer weltweiten Seuche von verschiedenen Ecken aus beleuchtet wird. Da gibt es die Ärzte, die versuchen, den Erreger zu isolieren und einen Impfstoff zu finden, die Politiker und Verwaltungsbeamten, die die Bevölkerung informieren müssen, einen Opportunisten, der es schafft, übers Internet Kapital aus der Katastrophe zu schlagen, und natürlich die vielen Opfer, die von der Seuche dahingerafft werden.
Leider ist das Drehbuch nicht so gut wie das von "Traffic". In vielen Handlungssträngen fehlen Puzzle-Teile, was dazu führt, dass der Zuschauer sich für keine Person wirklich erwärmen kann. Ein Beispiel: Marion Cotillard als Ärztin der Weltgesundheitsorganisation wird plötzlich entführt, doch erfahren wir nicht, wie die Geschichte weitergeht. Erst am Ende des Films wird dieser Handlungsfaden wieder aufgegriffen, aber da haben wir sie eigentlich schon wieder vergessen und interessieren uns nicht mehr für ihr Schicksal.
Robert Altman war ja der große Meister der Mosaikfilme. Er hatte ein Händchen dafür, viele Geschichten gleichzeitig zu erzählen und trotzdem niemanden aus den Augen zu verlieren. Steven Soderbergh ist das mit seinem klinisch-nüchternen und viel zu fragmentarischen Horror-Szenario leider nicht geglückt. Übrig bleibt ein ziemlich deprimierendes Kino-Erlebnis, das dem Ohnmachtsgefühl des modernen Menschen (siehe Banken- und Eurokrise) nur ein weiteres Kapitel hinzufügt.
Frank Vandenrath - Bild: Claudio Onorati (epa)