Im Fokus steht eine Wirtin, in deren Pension sich die Verschwörer versammelt haben sollen. Ihr droht die Todesstrafe, wobei es den verantwortlichen Richtern und Politikern wichtiger ist, den Rachedurst der Bevölkerung zu stillen als die verfassungsmäßigen Rechte der Angeklagten zu wahren.
Robert Redford, der Schauspieler, und Robert Redford, der Regisseur, hinterlassen beim Publikum unterschiedliche Eindrücke. Während der Schauspieler oft durch sein gutes Aussehen und sein Star-Image recht einseitig besetzt wurde, konnte der Regisseur andere Facetten seiner Persönlichkeit einbringen.
Dabei entwickelte sich das Bild eines engagierten Mannes, der zu den wenigen in unserer Gesellschaft gehört, die noch so etwas wie ein soziales Gewissen und einen gesellschaftskritischen Ansatz haben. Redford liebt mehr als alles seine individuelle Freiheit, aber er weiß auch, dass es keine Freiheit ohne Verantwortung gibt.
Und überall da, wo die USA ihre in der Verfassung verankerten Grundsätze mit Füßen treten, ist er zur Stelle und kämpft mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen: Er dreht einen Film. Seien es die Bewohner eines Dorfes, das den Spekulanten ausgeliefert ist ("Milagro - Der Krieg im Bohnenfeld") oder die Fernsehzuschauer, die von Profithaien an der Nase herumgeführt werden ("Quiz Show"), Redford steht auf ihrer Seite. Zum Thema "US-Engagement im Orient" hat er den sehr zerebralen Film "Von Löwen und Lämmern" gedreht und jetzt konfrontiert er seine Mitbürger mit einer der düstersten Stunden ihrer Geschichte, der Ermordung von Abraham Lincoln und ihren Folgen.
Eine andere Konstante in Redfords Regiearbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Familie und damit, wie man mit seinen Talenten und Möglichkeiten umgeht. "Eine ganz normale Familie" (Oscars für den besten Film und die beste Regie 1981), "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" mit dem damaligen Redford-Doppelgänger Brad Pitt und die Verfilmung des Bestsellers "Der Pferdeflüsterer" gehören in diese Kategorie.
Kein Wunder also, dass ein Aspekt des Films "Die Lincoln Verschwörung" die Beziehung zwischen der Pensionswirtin und ihrem Sohn ist und die Verantwortung, die Menschen (nicht) bereit sind, für ihre Familienmitglieder zu übernehmen.
Ein Wort zu den Darstellern: James McAvoy ("Der letzte König von Schottland", "Abbitte", "Ein russischer Sommer", "X-Men First Class") spielt den jungen Anwalt der Angeklagten, Robin Wright ("Forrest Gump", "Message in a Bottle", "State of Play"), die nach ihrer Trennung nicht mehr Robin Wright Penn heißt, spielt die Pensionswirtin und Kevin Kline den Kriegsminister.
"The Conspirator" ist ein klassisch inszenierter beeindruckender Film, der gut zu den anderen Robert-Redford-Filmen passt und zeigt, dass der Hollywood-Star auch mit 75 Jahren sich selbst treu bleibt.
Frank Vandenrath - Bild: Michael Reynolds (epa)