«Faust» wurde als bester Film mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Das auf Deutsch gedrehte Werk basiert auf der gleichnamigen Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe, ist allerdings eine sehr freie Adaption durch den 60-jährigen Filmemacher.
Der 34-jährige Fassbender wurde für seine Leistung in dem Film «Shame» als bester Schauspieler geehrt. Er spielt darin einen sexsüchtigen Mann. Die Auszeichnungen wurden am Samstagabend von der Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky vergeben.
"Faust" ist laut Sokurow der vierte Teil seiner Tetralogie über «große Spieler», die gescheitert sind. Der Russe hatte bereits Filme über Adolf Hitler, Lenin und den japanischen Kaiser Hirohito gedreht und schloss die Reihe nun mit einer fiktiven Figur ab.
«Faust» hat eine sehr eigenwillige Atmosphäre, und er wirkt fast wie eine Traumwelt, durch die die Charaktere wandeln. Die düsteren, oft grün-braunen Bilder versetzten den Film optisch in die Zeit Goethes. Seinen Film sieht Sokurow auch als Parabel auf eine allgemeine Krise der europäischen Kultur. Die in seinem Werk gezeigte Suche nach der menschlichen Seele sei ein Symbol für das derzeitige Bewusstsein in Europa, sagte Sokurow.
Fassbender, 1977 in Heidelberg als Sohn eines Deutschen und einer Irin geboren, glänzt in dem Film «Shame» von Steve McQueen als Mann, der ständig neue Sexpartner sucht. Als seine Schwester ihn besuchen kommt, wird er mit der Leere seines Lebens konfrontiert. Diese Rolle als verunsicherter, innerlich zerrissener Charakter meisterte der deutsch-irische Schauspieler - bekannt aus «Inglourious Basterds» - hervorragend. Meist wurden die widersprüchlichen Gefühle allein schon durch die Mimik deutlich.
Weitere Preise
Als beste Schauspielerin wurde die Chinesin Deanie Ip geehrt. Sie überzeugte mit ihrer Darstellung in dem berührenden Drama «A Simple Life». Darin spielt sie eine alte Dame, die nach jahrzehntelanger Arbeit als Hausmädchen ins Altersheim abgeschoben wird und mit der neuen Situation klarkommen muss.
Der Silberne Löwe für die beste Regie ging ebenfalls nach China: an den Regisseur Cai Shangjun für «People Mountain People Sea». Das Drama erzählt die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Mannes, der den Mörder seines Bruders sucht. Das Werk war in Venedig erst während des Festivals als Überraschungsfilm bekanntgegeben worden und berührte wegen der realistisch anmutenden Bilder aus Elendsvierteln einer chinesischen Großstadt.
Einen realen Bezug hatte auch der italienische Beitrag «Terraferma», der mit dem Spezial-Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Das fiktive Drama beobachtete eine Familie auf einer italienischen Insel, die afrikanische Flüchtlinge aufnimmt und in Konflikt mit den Behörden Italiens kommt.
Im Wettbewerb der 68. Internationalen Filmfestspiele Venedig hatten 23 Beiträge um den Goldenen Löwen konkurriert. Das Festival ist das weltweit älteste Filmfest. Es zählt neben Cannes und Berlin zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt.
dpa - Bild: Andrea Merola (epa)