Wenn einer wie Woody Allen jedes Jahr einen Film dreht und das seit nunmehr 40 Jahren, dann kann dabei nicht jedes Mal ein Meisterwerk herauskommen.
In den letzten 15 Jahren konnte man sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Meister sich überlebt hatte und in seinen Filmen immer dieselben Themen wiederkaute, nur schlechter.
Umso überraschender ist es, verkünden zu können, dass sein neuer Film "Midnight in Paris", ein romantisches Vergnügen mit Zeitsprüngen, rundum gelungen ist.
Das Thema "Früher war alles besser" hat er ohne Alterszynismus inszeniert, sondern mit der jugendlichen Frische, die Filme wie "The Purple Rose of Cairo", "Alice" oder "Everyone says I Love You" prägte.
Es gibt keinen alten Mann, der herumnörgelt und Fantasien über immer jüngere Frauen nachhängt, sondern einen etwas weltfremden sympathischen Möchtegernschriftsteller, der mit einer reichen Zicke verlobt ist und davon träumt, das Paris der 20er Jahre kennenzulernen, in dem viele berühmte Künstler (Ernest Hemingway, Gertrude Stein, Salvador Dali, ...) an der Seine zu Hause waren.
Es ist erstaunlich, wie Owen Wilson es schafft, mit seinen Gesten und seiner Mimik wie der junge Woody Allen auszusehen. Dabei ist er groß und blond und auch nicht so neurotisch-hektisch. Aber wenn man die Allen-Dialoge in den Mund gelegt bekommt und ein bisschen begabt ist, ergibt sich die Annäherung wahrscheinlich ganz automatisch.
Eine Augenweide ist Marion Cotillard, die man in diesem Film einfach nur lieben muss. Sie ist das Allensche Traumgeschöpf in Reinkultur und wohl jeder würde Paris noch mehr vergöttern, wenn er einmal mit der Oscar-Preisträgerin an der Seine spazierengehen dürfte.
"Midnight in Paris" ist ein Film zum Träumen und Schmunzeln und ich muss gestehen, dass den ganzen Film über ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht gezaubert wurde. Auch das darf Kino bewirken: einfach nur mal 90 Minuten glücklich sein.
Frank Vandenrath - Bild: Mike Nelson (epa)