"Le gamin au vélo" erzählt die Geschichte von Cyrille, einem kleinen Jungen aus Seraing, der von seinem Vater vernachlässigt wird. Der Junge lebt im Kinderheim und will zurück zu ihm. Doch der Vater will nicht. "Der Junge mit dem Fahrrad" erzählt auch die Geschichte von Samantha, einer Frisörin aus Lüttich, die sich liebevoll um den Kleinen kümmert und zur Ersatzmutter wird.
"Jedes Mal, wenn jemand etwas Gutes tut, gibt es Leute, die versuchen, das schlecht zu reden", sagt Jean-Pierre Dardenne. "Wir wollten das Gegenteil zeigen, indem wir die Geschichte dieser Frau schildern, die dem kleinen Jungen hilft - aus Gutmütigkeit."
Gespielt wurde die Rolle der Samantha von Cécile de France - einer talentierten belgischen Schauspielerin, die immer wieder in französischen Kinoproduktionen zu sehen ist. Es ist das erste Mal, dass die Dardenne-Brüder eine Rolle in ihren Filmen prominent besetzen. "Die Handlung ist so stark, dass ich mich gar nicht groß in Szene setzen musste", erklärt Cécile de France. "Die Geschichte ist so gut, dass ich meine Leistung auf ein Minimum reduzieren konnte."
Mit "Le gamin au vélo" haben die Dardenne-Brüder in Cannes den zweitwichtigsten Preis des Filmfestivals erhalten - den großen Preis der Jury. Dass es mit der Goldenen Palme diesmal nicht geklappt hat, ist für die Filmemacher aus Lüttich kein Problem: "Wir sind nicht dafür hierhergekommen. Wir wollten den Film in Cannes präsentieren und sind froh, dass er es in die Auswahl geschafft hat, erklärt Luc Dardenne. Dass wir damit jetzt den Großen Preis der Jury geholt haben, freut uns umsomehr."
Die Dardenne-Brüder haben schon zwei Mal eine Goldene Palme in Cannes gewonnen - beim angesehensten Filmfestival überhaupt. 1999 für "Rosetta" und 2005 für "L'Enfant". Filme der Dardennes spielen meist in Lüttich im sozialschwachen Milieu.
Bild: Ian Langsdon (epa)