Schwarz umrandete Augen, zottelige Haare und klirrende Schwerter: Das 64. Internationale Filmfestival Cannes war am Samstag in fester Hand von Piraten.
Nach drei überaus erfolgreichen "Fluch der Karibik"-Filmen warf sich Hollywoodstar Johnny Depp erneut in das Kostüm des nuschelnden Jack Sparrow und brachte zur glamourösen Premiere von "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" auch noch die Oscar-Preisträger Penélope Cruz und Geoffrey Rush mit nach Cannes.
Der 47-jährige Depp erinnerte bei der Pressekonferenz tatsächlich ein wenig an den Piraten: In etwas zu weiter Kleidung beantwortete er die Fragen der Journalisten. Cruz erzählte, dass die Dreharbeiten, bei denen sie schwanger war, vor allem wegen der Schwertkämpfe und Depps Witzen eine Herausforderung gewesen seien.
Depp verriet, dass er seine Charakterer immer wieder gerne an seiner Familie testet. Manchmal auch so lange, bis seine Tochter ihn ermahnt habe: Stopp, es reicht! Das könnte in gewisser Weise auch für seinen Charakter Jack Sparrow gelten. Denn während er im ersten Piratenfilm noch eine erfrischende Entdeckung im Kino war, erscheinen seine einst markanten Besonderheiten mittlerweile ziemlich abgenutzt.
Deutlich besser kommt die 37 Jahre alte Spanierin Cruz daher. Sie ist zum ersten Mal beim Piraten-Spektakel dabei - und eine ebenbürtige Partnerin von Depp alias Sparrow. Ihre Angelica kann kämpfen, Intrigen spinnen, giftige Schlangen furchtlos in die Flucht schlagen und sich gegen eine Überzahl von Feinden wehren. Zusammen mit Sparrow ist sie eine Art Duo Infernale, das auf die abenteuerliche Suche nach dem Wasser geht, das ewige Jugend verspricht.
Depp und Cruz harmonieren auf der Leinwand, das ist keine Frage. Und doch fehlt "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" Leidenschaft. Cruz kann lange nicht zu so großer Form auffahren wie zum Beispiel in "Vicky Cristina Barcelona" oder "Volver", wo sie ihren Charakteren einen herrlich aufbrausend-verführerischen Touch verlieh. Natürlich sieht sie auch als Piratin mit dunkel umrandeten Augen herausragend aus, doch das gewisse Etwas fehlt ihrer Figur, der Beziehung zu Sparrow - und dem gesamten Drehbuch.
Denn Regisseur Rob Marshall, der sich mit glatt polierten Blockbustern wie "Nine" und "Chicago" einen Namen machte, setzt auch hier wieder auf Nummer sicher. "Ich habe schon immer einen Abenteuerfilm für die ganze Familie machen wollen", erzählte er vor der Premiere. Und so kracht es in den Actionszenen kontrolliert, die Geschichte nimmt ein paar - aber nicht zu komplizierte - Wendungen, Keith Richards hat einen Augenaufschlag-langen Auftritt als Sparrows schräger Vater und halbnackte, aber immer keusch bedeckte Meerjungfrauen kommen in die Piratenwelt hinzu.
Die pompöse Fassade lenkt allerdings nicht von der Tatsache ab, dass dieser vierte Piratenfilm kaum herausragende neue Ideen enthält und stattdessen nur auf Altbewährtes setzt. Trotzdem, so deutet es die allerletzte Szene nach dem langen, langen Abspann an: Wenn die Fans mitziehen und zahlreich ins Kino gehen, wird es sicher auch noch ein fünftes Abenteuer mit Jack Sparrow geben.
Von Aliki Nassoufis, dpa - Bild: Christophe Karaba (epa)