Die Abstände zwischen Eastwoods Filmen werden immer kürzer, allein in den letzten sieben Jahren hat er acht Filme in die Kinos gebracht. Und in den meisten davon spielt der Tod eine wichtige Rolle: ob als Auslöser für eine blinde Rache in "Mystic River", ob als Erlösung für eine schwerkranke Boxerin in "Million Dollar Baby" oder einen schwerkranken Ex-Rassisten in "Gran Torino" oder ob als ständiger Begleiter junger Soldaten in seinen beiden Kriegsfilmen "Flags of Our Fathers" und "Letters from Iwo Jima".
Diesmal allerdings stellt sich Eastwood dem Thema frontal und interessiert sich vor allem für die Frage: Was geschieht nach dem Tod?
Eine französische Fernsehmoderatorin, die in einem Tsunami (überraschende und beeindruckende Eröffnungsszene!) fast ihr Leben verloren hätte, ein kleiner Junge aus London, dessen Zwillingsbruder ums Leben kommt, und ein Mann, der seine Vergangenheit als Medium hinter sich lassen und nicht mehr als Brücke zwischen dem Dies- und Jenseits fungieren möchte, sie sind die Hauptpersonen in diesem stillen Drama, das so gar nicht spektakulär daherkommt und trotzdem den Zuschauer in seinen Bann zieht.
Clint Eastwood, der als Regisseur dafür bekannt (und bei den Produzenten beliebt) ist, dass er seine Dreharbeiten immer vor Ablauf der vorgesehenen Zeit und unterhalb des veranschlagten Budgets beendet, ist im Laufe der Jahre immer mehr zu einem leisen Beobachter geworden, der seine Kamera nur aufstellt, um das Herz seiner Mitmenschen schlagen zu sehen. Und auch seine Darsteller (hier Matt Damon oder Cécile de France) werden immer minimalistischer auf der Suche nach dem, was wirklich zählt im Leben und danach ...
"Hereafter" ist je nach Lesart ein naives Märchen oder der Versuch, ein bisschen Weisheit auf das Gesicht eines 80-Jährigen zu zaubern, aber auf jeden Fall sehenswert.
Frank Vandenrath - Bild: Olivier Chassignole (epa)