Der Australier Peter Weir ist eigentlich einer meiner Lieblings-Regisseure. Filme wie "The Truman Show", "Club der toten Dichter", "Witness", "Ein Jahr in der Hölle", "Gallipoli" oder "Picknick am Valentinstag" gehören zu meinen All-Time-Favorites.
Und selbst wenn meine Erwartungen mal nicht ganz erfüllt wurden, so haben auch Filme wie "The Mosquito Coast", "Green Card", "Fearless" oder zuletzt "Master and Commander" genug zu bieten, um Weir in der Riege der Besten zu halten.
Viermal wurde Peter Weir für den Regie-Oscar nominiert. "Master and Commander" erhielt 2004 sogar zehn Nominierungen, von denen zwei umgesetzt wurden (Kamera und Tonschnitt).
Umso größer war meine Enttäuschung, als ich mir jetzt Weirs neuen Film "The Way Back" angesehen habe. Wo ist die Zauberhand hin, mit der der Regisseur es verstand, seinen Zuschauer emotional einzubinden? Wo ist sein Können hin, mit dem er nicht nur beeindruckende Bilder, sondern vor allem Stimmungen einzufangen wusste?
"The Way Back" hat vor allem ein Drehbuch-Problem. Es ist, als ob Peter Weir bewusst darauf verzichtet, seine Geschichte vernünftig zu erzählen, sondern glaubt, mit einem Mosaik an exotischen Bildern ganze Drehbuch-Krater übertünchen zu können. Ein Beispiel: Vor der Flucht aus dem Gulag lernen wir einige der Hauptfiguren kennen. Allerdings sind wir überrascht, festzustellen, dass wir drei der sieben Flüchtlinge vor dem Ausbruch noch nie gesehen haben. Wer seid Ihr, bitte schön?
Mehrmals wird von der Art und Weise des Ausbruchs geredet, aber als es dann so weit ist, sind die Flüchtenden plötzlich draußen, ohne dass der Film auch nur eine Sekunde Dramatik an den Ausbruch verschwendet hätte. Offensichtlich möchte Weir andere Akzente setzen, aber welche? Dass ein 1.000-Meilen-Marsch von Sibirien über den Himalaya nach Indien kein Zuckerschlecken ist, dass kann man sich denken. Dass nicht alle überleben werden, ist wahrscheinlich. Aber wie soll man Leute vermissen, die man nicht wirklich kennen gelernt hat?
Die armen Schauspieler, die nichts anderes zu spielen haben als den Kampf gegen das Verhungern, Erfrieren oder vor Erschöpfung Umfallen, tun einem Leid: Jim Sturgess ("21", "Across The Universe"), Saoirse Ronan ("Atonement"), Colin Farrell ("Alexander", "Brügge sehen und sterben") und der Veteran Ed Harris, der in der "Truman Show" so schön den "Marionettenspieler" verkörpert hatte.
Peter Weir wurde 1944 geboren. Ob er etwa schon sein kreatives Limit erreicht hat???
Frank Vandenrath - Bild: Juanjo Guillen (epa)