Bei den Filmfestspielen von Cannes hat die Französin Justine Triet die Goldene Palme gewonnen - mit ihrem Film "Anatomie d'une chute" - "Anatomy of a Fall". Das hat die Jury am Samstagabend bekannt gegeben. Der Film setzte sich gegen 20 andere Wettbewerbsfilme durch.
In "Anatomy of a Fall" muss sich eine Autorin (Sandra Hüller) nach dem Tod ihres Manns vor Gericht verantworten. Sie wird verdächtigt, ihn getötet haben - doch eindeutig ist der Fall nicht und Zeugen gibt es keine. Das Paar hat einen blinden Jungen, der zur Zeit des Vorfalls mutmaßlich außer Haus war. Dem psychologischen Justiz-Drama geht es nicht vordergründig darum aufzuklären, was passiert ist. Stattdessen handelt es von der Grenze zwischen Fiktion und Realität und dem Scheitern einer Ehe. Hüller spielt eine undurchsichtige Frau mit vielen Facetten.
Triet ist erst die dritte Frau, die den Hauptpreis der Filmfestspiele von Cannes gewinnt. Das Festival fand dieses Jahr zum 76. Mal statt. US-Schauspielerin Jane Fonda überreichte der Regisseurin die Auszeichnung auf der Bühne.
Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurde in diesem Jahr der britische Regisseur Jonathan Glazer für "The Zone of Interest" geehrt, ein deutschsprachiges Drama ebenfalls mit Sandra Hüller sowie Christian Friedel. Der Preis für die beste Regie ging an den Franzosen Tran Anh Hung für "La Passion de Dodin Bouffant" (englischer Titel "The Pot-au-Feu").
Der Film "Augure" des belgisch-kongolesischen Künstlers Baloji war schon am Freitag mit dem "New Voice"-Preis in der Kategorie "Un Certain Regard" ausgezeichnet worden. Es war der einzige belgische Beitrag in dem Wettbewerb.
Die türkische Schauspielerin Merve Dizdar nahm den Preis als beste Schauspielerin entgegen. Sie verkörpert in "About Dry Grasses" von Nuri Bilge Ceylan eine Lehrerin. Als bester Schauspieler wurde der Japaner Koji Yakusho für seine Rolle in "Perfect Days" von Wim Wenders gewürdigt.
Der Preis der Jury wurde an den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki für "Fallen Leaves" vergeben. Yuji Sakamoto wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für den Film "Monster" von Hirokazu Koreeda geehrt.
dpa/est