Viele Produktionen hängen von den Autoren ab: Das gilt zum Beispiel für die Comedy-Schreiber, die die Dialoge und Gags für die vielen Late-Night-Shows schreiben wie zum Beispiel "Jimmy Kimmel Live" oder die "Tonight Show" mit Jimmy Fallon. Die Skripte dafür werden immer sehr kurzfristig geschrieben, damit die Moderatoren auch auf die Aktualität reagieren können.
Letzte Woche sind schon erste Late-Night-Shows ausgefallen, manche Sender haben den Zuschauern Wiederholungen serviert. Und weil der Streik schon seit Anfang Mai andauert, sind inzwischen auch Serien und Filme betroffen, deren Start möglicherweise verschoben werden muss. Prominentestes Beispiel ist wohl die Netflix-Serie "Stranger Things". Die Produktion der fünften Staffel wurde eingestellt, der Start des Serienfinales verschiebt sich dadurch immer weiter nach hinten. Eigentlich war Sommer 2023 angekündigt. Je nachdem, wie lange der Autorenstreik noch geht, könnte Staffel fünf erst nächstes Jahr starten.
Ebenfalls betroffen: die Serie "The Handmaid's Tale". Einige Episoden sind schon geschrieben, an weiteren wird zurzeit aber nicht gearbeitet. Die Dreharbeiten sollten eigentlich im Sommer beginnen. Außerdem wird das kommende "Game of Thrones"-Prequel "A Knight of the Seven Kingdoms: The Hedge Knight" eine Pause einlegen. Das hat Autor George R.R. Martin bekanntgegeben. Kein Problem hat hingegen die neue Staffel von "House of the Dragon". Da waren die Drehbücher schon fertiggestellt, als der Streik ausbrach.
Die Gewerkschaft, der 11.500 Film- und Fernsehdrehbuchautoren angeschlossen sind, will bessere Arbeitsbedingungen für die Autoren durchsetzen und auch höhere Löhne. Die Autoren fühlen sich unter Wert verkauft. Ein Streitpunkt ist zum Beispiel die Arbeit für Streaminganbieter wie Netflix und Disney. Die Unternehmen wachsen immer weiter, Serien wie "Stranger Things" oder "Bridgerton" sind sehr erfolgreich – aber die Autoren bekommen weiter ein festes Gehalt. Das sehen sie nicht ein und fordern eine größere Gewinnbeteiligung – das Ganze vor dem Hintergrund der Inflation. Verhandlungen zwischen Vertretungen der Studios und der Gewerkschaft hat es zwar schon gegeben. Leider haben die Gespräche aber bislang nicht zum Erfolg geführt.
Den letzten großen Streik dieser Art in Hollywood gab es 2007 und der hat 100 Tage gedauert. Damals waren die Moderatoren von Late-Night-Shows monatelang nicht auf Sendung. Wichtig zu wissen ist, dass an der Arbeit an den Sets eine ganze Industrie in LA und Kalifornien dranhängt: Kulissenbauer, Caterer, Requisiteure und Produktionsassistenten und viele mehr. Ein Streik, wenn er länger dauern würde, könnte also auch einen echten Schaden für die Wirtschaft bedeuten. 2007 setzten sich am Ende die Drehbuchautoren durch und die meisten Forderungen wurden erfüllt. Ob sie auch dieses Mal Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten.
vrt/jp