Regisseur David Fincher hat sich bei seiner Dankesrede auf sehr geschickte Art und Weise bei Mark Zuckerberg, dem Erfinder von "Facebook" dafür bedankt, dass dieser den Filmemachern erlaubt hat, seine Lebensgeschichte als Ausgangspunkt für eine allegorische Behandlung des Themas "Der Preis des Erfolgs" zu nutzen. Damit hat er allen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen, die monieren, dass der Film kein akkurates Porträt des Jungmillionärs abliefert.
Mich hat das sowieso nicht gestört, schrieb ich doch schon am 31.10.2010: "... Man muss kein Facebook-User sein, um die bittersüße Erfolgs-Story des Marc Zuckerberg im Kino genießen zu können. Und ob alle dargestellten Ereignisse der Wahrheit entsprechen, ist auch nicht wirklich ausschlaggebend. Die Geschichte einer Freundschaft, die an Ruhm und Geld zerbricht, hat universellen Charakter und berührt auch diejenigen, die noch nie Milliarden mit einer originellen Idee verdient haben..."
Somit scheint das Rennen um den besten Oscar-Film des Jahres entschieden.
Die Darsteller
Ein paar Stichworte für eine Dankesrede sollte auch schon Colin Firth vorbereiten, der in "The King's Speech" als stotternder König Georg VI. (Vater der jetzigen Königin Elisabeth) den englischen Thron besteigen muss, als sein Bruder eine Bürgerliche heiratet. Behinderungen sind immer gut für einen Oscar und wenn man sie mit der Darstellung einer Person aus dem wirklichen Leben verbindet, noch dazu einem Mitglied der britischen Königsfamilie, was kann da noch schiefgehen?
Melissa Leo, die bereits 2009 für ihre Hauptrolle in "Frozen River" nominiert war, ist die Top-Kandidatin für den weiblichen Nebenrollen-Oscar. Obwohl kaum älter als ihre Filmsöhne Mark Wahlberg und Christian Bale, spielt sie in "The Fighter" die Mutter der beiden: Wahlberg ist ein Boxer und Bale sein auf die schiefe Bahn geratener Halbbruder.
Christian Bale, der die unheimliche Angewohnheit hat, von einer Rolle zur anderen bis zu 30 Kilo ab- und wiederzuzunehmen, hat den Golden Globe erhalten als bester Nebendarsteller. Sein Hauptkonkurrent bei den Oscars dürfte Mark Ruffalo in "The Kids are all right" sein.
Noch nicht ganz geklärt ist das Rennen um die beste weibliche Hauptrolle: Natalie Portman ("Black Swan") und Annette Bening ("The Kids ...") haben beide Globes bekommen, da es hier im Gegensatz zu den Oscars jeweils zwei Kategorien gibt: Drama und Musical/Komödie. Die sehr schwangere Natalie Portman hat auf jeden Fall Pluspunkte gesammelt, da ihre Dankesrede mehr zu Herzen ging als die der Bening, die bei solchen Gelegenheiten immer etwas spröde rüberkommt. Dass sie sich aber auch so richtig freuen kann, zeigt unser Foto.
Einzige Überraschung: der Golden Globe bei den Herren in der Kategorie Musical/Komödie für Paul Giamatti in "Barney's Version". Giamatti spielt den Kanadier Barney Panofsky, einen Produzenten seichter Fernsehserien, der ein turbulentes Leben geführt hat. Da die Stimmzettel für die Oscar-Nominierungen jedoch bereits am Freitag eingesammelt wurden, dürfte aus diesem Golden Globe wahrscheinlich keine Nominierung mehr werden.
Die Nominierungen für die Oscars werden am 25. Januar bekanntgegeben.
Frank Vandenrath - Bilder: epa