Léo und Rémi sind beide 13. Seit ihrer frühesten Kindheit sind sie unzertrennlich, stehen sich nahe wie Brüder. Ihre enge Freundschaft hat etwas Intimes, und dem begegnet ihr Umfeld mit Skepsis: argwöhnische Blicke, dumme Bemerkungen. Unter diesem Misstrauen leidet die Bindung der beiden Jungs, und schließlich zerbricht sie daran.
Regisseur Lukas Dhont will mit dem Film zeigen, welche verheerenden Auswirkungen genormte Geschlechterbilder haben können. In Interviews sagte er: "Wenn Sie jungen Männern zuhören, dann werden Sie feststellen, wie verletztlich sie sind und wie sehr sie sich nach Schutz und Verbundenheit sehnen. Allzu oft stellen wir sie als das Gegenteil dar".
"Close" ist eine Geschichte, die der 31-jährige Regisseur selbst erlebt hat, als er als Teenager in Gent aufwuchs. Der New York Times erzählte er, dass er sich mit einem engen Freund aus Kindertagen auf ähnliche Weise zerstritten habe wie die beiden Protagonisten in seinem Film. Begonnen habe der Streit, als die innige Freundschaft durch die Brille der Sexualität betrachtet worden sei.
Die amerikanische Schauspielerin Jane Fonda nannte "Close" einen "fantastischen Film" und ein Plädoyer für die Freundschaft - ob zwischen Frauen oder zwischen Männern. Es sei ein Verlust an Menschlichkeit für unsere Kultur, dass Männer keine Verletzlichkeit zeigen dürften, sagte sie.
Die Konkurrenz für "Close" bei den Oscars ist riesig. Als absoluter Favorit gilt der deutsche Anti-Kriegsfilm "Im Westen nichts Neues" von Regisseur Edward Berger. Der Streifen ist allerdings auch als bester Film überhaupt nominiert.
vrt/jp